Verborgener Aberglaube: Auch unbelebte Dinge können einander anstecken
Wenn jemand eine starke Erkältung hat, tendieren die Menschen in der Umgebung dazu, Abstand zu dem verschnupften Menschen zu halten. Das ist durchaus sinnvoll, denn die Erkältung ist eine Ansteckungskrankheit. Unbewusst glauben die Menschen aber auch an eine Ansteckungsmöglichkeit mit positiven oder negativen Eigenschaften unter unbelebten Dingen, wie folgendes Experiment zeigt: Versuchspersonen wurden zwei Gruppen von Ketchup-Flaschen präsentiert. Im einen Fall standen die Ketchup-Flaschen nah beieinander, im anderen Fall weit auseinander. Das Team um Arul Mishra von der University of Utah erklärte nun einem Teil der Versuchsteilnehmer, dass sie jeweils eine Ketchup-Flasche auswählen sollten, dass aber bei einer der Ketchup-Flaschen der Verschlussdeckel nicht in Ordnung sei. Alle Versuchsteilnehmer wählten eine Flasche aus der Gruppe der weit auseinanderstehenden Flaschen. Der anderen Probanden-Gruppe erklärten die Forscher, dass eine der Flasche einen Geschenk-Coupon enthalte. In diesem Fall wählten alle Versuchsteilnehmer eine Flasche aus der Gruppe der eng zusammenstehenden Gruppe.
Hat also ein Ding eine positive Eigenschaft, tendiert der Mensch dazu, dieses Ding aus einer Menge eng beieinander stehender Dinge auszuwählen. Man wünscht sich unbewusst, dass diese positive Eigenschaft sich auf die in der Nähe stehenden Dinge übertragen habe. Im Falle einer negativen Eigenschaft eines Dinges wählt man lieber ein Exemplar, das weit weg von den anderen Gegenständen dieser Art steht. Unbewusst nimmt man offenbar an, dass im Falle eines Defektes sich dieser nicht so leicht auf weiter entfernt stehende ähnliche Dinge übertragen hat.
Diesen "Gruppenansteckungseffekt" könnte sich die Verkaufspsychologie zunutze machen. "Die Menschen wählen Produkte mit guten Eigenschaften aus einer Menge eng beieinander stehender Dinge und sie wählen aus weitläufig verteilten Gegenständen, wenn ein Produkt mit einem Makel oder einem Defekt darunter sein könnte", schreiben die Autoren der Studie.