Verbesserte Vorsorge: Blutdruckmessung an beiden Armen

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Weichen die am rechten und linken Arm gemessenen Werte deutlich voneinander ab, spricht das für ein erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten
Mechanisches Blutdruckmessgerät (Sphygmomanometer) mit Aneroidmanometer und Stethoskop
Mechanisches Blutdruckmessgerät (Sphygmomanometer) mit Aneroidmanometer und Stethoskop
© U. S. Centers for Disease Control and Prevention
Exeter (Großbritannien) - Wenn sich die Blutdruckwerte von rechtem und linkem Arm unterscheiden, kann das ein starker Hinweis auf verkalkte Blutgefäße sein. Das ergab eine zusammenfassende Auswertung von 28 Einzelstudien, über die britische Mediziner im Fachblatt „The Lancet” berichten. Besonders gefährdet sind demnach Menschen, deren an beiden Armen gemessene Werte des systolischen Blutdrucks einen Unterschied von mindestens 15 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) aufweisen. Für diese besteht ein größeres Risiko einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) – einer Durchblutungsstörung der Arm- oder Beinarterien. Aber auch das generelle Herz-Kreislauf-bedingte Sterberisiko ist erhöht. Der systolische Blutdruck ist der größere der beiden bei einer Messung ermittelten Werte. Die Forscher empfehlen Ärzten, schon bei Routineuntersuchungen grundsätzlich den Blutdruck an beiden Armen zu messen. Weichen die Werte stark voneinander ab, sollten weitere Untersuchungen folgen.

„Unsere Ergebnisse sollten für zukünftige Richtlinien zur Blutdruckmessung berücksichtigt werden”, erklären Christopher Clark von der University of Exeter und seine Kollegen. Der frühzeitige Nachweis einer anfangs meist symptomlosen Erkrankung der Arterien in Armen oder Beinen dient auch der Früherkennung einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße, wie die Metastudie bestätigte. Lagen bei den Probanden die Blutdruckwerte an beiden Armen um mehr als 14 mm Hg auseinander, stieg das Risiko einer pAVK um das 2,5-fache. Ebenfalls nachweisbar, wenn auch weniger stark ausgeprägt, war ein Zusammenhang mit erkrankten Hirngefäßen und dem Risiko, an Herz- und Gefäßkrankheiten zu sterben. Aus fünf der ausgewerteten Studien ging hervor, dass die Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen im Schnitt auf 37 mm Hg ansteigt, wenn Röntgenaufnahmen einen mehr als 50-prozentigen Verschluss einer Armarterie zeigen.

Für den Befund spielt es keine Rolle, ob der höhere Blutdruckwert am rechten oder linken Arm vorliegt. Der Verdacht auf eine pAVK muss durch eine genauere Diagnose überprüft werden. Dazu dient der sogenannte Knöchel-Arm-Index, der durch Blutdruckmessung und Ultraschallaufnahmen ermittelt wird. Er gibt das Verhältnis zwischen dem systolischen Druck von Unterschenkel- und Oberarmarterien an und liefert Hinweise auf den Schweregrad des Gefäßverschlusses. Bei Routineuntersuchungen und für weitere Studien empfehlen die Forscher ein einheitliches Messverfahren: Der Blutdruck sollte zweimal und zwar gleichzeitig an beiden Armen und nicht nacheinander gemessen werden, um vergleichbare Werte zu erhalten.

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Quelle: „Association of a difference in systolic blood pressure between arms with vascular disease and mortality: a systematic review and meta-analysis”, Christopher E. Clark et al., Lancet, DOI: 10.1016/S0140-6736(11)61710-8


 

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