Stabilität der Restfamilie mildert Scheidungsschäden für Kinder
Die Daten einer Langzeitbildungsstudie, an der mehrere tausend Jugendliche teilgenommen hatten, sind die Basis der Studie von Yongmin Sun, Soziologe an der Ohio State University, und Yuanzhang Li. Die ersten Daten wurden im Jahr 1988 erhoben, als die Befragten 14 Jahre alt waren. Dann wurden die Daten dieser Jugendlichen noch einmal 1990, 1992 und schließlich im Jahr 2000 überprüft, als die einstigen Teenager 26 Jahre alt waren. Ihren Status als Erwachsene, ihr Bildungsniveau sowie ihr durchschnittliches Jahreseinkommen setzten die Forscher in Beziehung zur familiären Situation der Befragte im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.
Die Teilnehmer entstammten drei familiären Gruppen. Mehr als 5000 kamen aus stabilen Familien, in denen die Eltern die ganze Zeit über miteinander verheiratet waren. Fast 1000 Jugendliche kamen aus Scheidungsfamilien, lebten dann aber stabil entweder mit dem alleinerziehenden Elternteil oder mit einem Elternteil und dessen neuem Partner oder neuer Partnerin. Fast 700 Jugendliche aber kamen aus Scheidungsfamilien und lebten danach unter instabilen Verhältnissen. Das heißt, zwischen ihrem 14. und ihrem 18. Lebensjahr änderte sich ihre familiäre Situation noch ein- oder zweimal.
Die beiden Forscher untersuchten bei den 26-Jährigen, wieweit sie von Armut betroffen waren, welchen Bildungsabschluss sie erreicht hatten und wo ihr durchschnittliches Jahreseinkommen lag.
Im Ergebnis zeigte sich, dass alle ehemaligen Scheidungskinder als Erwachsene unter schlechteren Bedingungen lebten als die Kinder aus intakten Familien. Doch die Unterschiede zwischen Scheidungskindern aus stabilen Restfamilien und solchen aus instabilen Restfamilien waren noch größer. Dies zeigte sich besonders an der Einkommenslage, als die Scheidungskinder erwachsen geworden waren. Die Befragten aus intakten Familien verdienten etwa 1800 US-Dollar mehr im Jahr als die ehemaligen Scheidungskinder. Doch die Scheidungskinder, die in stabilen Restfamilien gelebt hatten, verdienten als Erwachsene 4600 US-Dollar mehr pro Jahr als die ehemaligen Scheidungskinder aus instabilen Verhältnissen.
Die Forscher ziehen aus ihren Ergebnissen den Schluss, dass scheidungswillige Eltern für ihr Kind die Situation erträglich machen können, indem sie für anschließende stabile Verhältnisse sorgen. "Eine stabile Restfamilie ist sehr hilfreich für die Kinder, besonders für Heranwachsende, wie wir sie untersucht haben", erklärt Sun. "Denn die Stabilität erlaubt es den Kindern, sich auf ihre entwicklungsbedingten Bedürfnisse zu konzentrieren, anstatt sich mit fortgesetzten Familienkrisen zu beschäftigen."