Safer Sex für Herzpatienten

Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten sich zu intimen Aktivitäten ärztlich beraten lassen
Flammendes Herz
Flammendes Herz
© Lukas Riebling
Houston (USA) - Wer an einer Herz-Kreislauf-Krankheit leidet, muss nicht auf Sex verzichten. Allerdings sollten Betroffene bestimmte Regeln beachten, die am individuellen Gesundheitszustand ausgerichtet sind. Aus diesem Grund hat die US-amerikanische Herzgesellschaft AHA jetzt Empfehlungen für Patienten ausgesprochen. Nach Erfahrungen der AHA verzichten nämlich viele Herz-Kreislauf-Patienten auf sexuelle Aktivitäten, obwohl dies gar nicht notwendig ist. Andererseits gibt es Betroffene, die im Hinblick auf ihren Gesundheitszustand lieber eine Pause einlegen sollten. Die Empfehlungen wurden unter Mithilfe verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammengestellt und online im Magazin „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht.

„In der klinischen Beratung wird das Thema Sex leider häufig ausgeklammert“, beklagt Glenn N. Levine vom Baylor College of Medicine in Houston. Als leitender Autor der Empfehlungsliste hält er es aber für notwendig, dass sich Herz-Kreislauf-Patienten bei ihrem Arzt informieren, bevor sie wieder sexuell aktiv werden. Einer der Ratschläge lautet, an Reha-Programmen teilzunehmen und sich regelmäßig körperlich zu betätigen. Denn diese Aktivitäten reduzieren auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen während des Sexes. Dagegen sollten sich Patienten mit schweren Herzproblemen, die schon bei minimaler körperlicher Anstrengung oder gar im Ruhezustand deutliche Symptome zeigen, lieber zurückhalten.

Medikamente zur Stabilisierung der Herz-Kreislauf-Funktion, sollten keinesfalls ausgesetzt werden, nur weil die Patienten eine Beeinträchtigung ihrer Sexualfunktion befürchten. Auch vom Einsatz von Potenzmitteln und einer gleichzeitigen Therapie mit Nitraten gegen koronare Herzerkrankungen raten die Experten ab. Dagegen können die leistungsfördernden Präparate von Betroffenen mit einem stabilisierten Herz-Kreislauf-System durchaus eingenommen werden. Laut Levine sollten weibliche Patienten bezüglich der Vor- und Nachteile verschiedener Verhütungsmethoden aufgeklärt werden. Auch das Risiko einer Schwangerschaft sei ein Thema.

Patienten mit sexuellen Problemen raten die Ärzte, genau untersuchen zu lassen, ob diese Schwierigkeiten tatsächlich durch Herz-Kreislauf-Krankheiten verursacht werden. Denn häufig sind andere Faktoren wie Anspannung, Stress oder Depressionen die eigentlichen Auslöser. Zur Beruhigung der Betroffenen weisen die Ärzte außerdem darauf hin: „Die Rate an Herzinfarkten während sexueller Aktivitäten ist eigentlich zu vernachlässigen – weil der Sex gewöhnlich nur eine kurze Zeit andauert.“

Bei verheirateten Männern ist die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems bereits detailliert untersucht worden. Sex mit ihrer Lebenspartnerin ist demnach mit moderaten physischen Aktivitäten vergleichbar – etwa mit zwei Stockwerken Treppensteigen oder kurzzeitigem, flotten Gehen. Während des Vorspiels steigen Blutdruck und Herzfrequenz nur leicht an. Verstärkt sich die sexuelle Erregung, kommt es zu einem weiteren gemäßigtem Anstieg. Lediglich während der zehn bis 15 Sekunden des Orgasmus ist die Reaktion relativ hoch, nur um dann sehr schnell wieder auf den Ursprungswert zurückzukehren. Allerdings weisen die Ärzte ausdrücklich darauf hin, dass diese Studien meist mit jüngeren, gesunden Männern durchgeführt wurden. Dies mag nicht auf alle Menschen zutreffen – insbesondere wenn sie älter oder körperlich nicht mehr ganz fit sind.

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Quelle: "Sexual Activity and Cardiovascular Disease", Glenn N. Levine et al.; Journal of the American Heart Association, DOI:10.1161/CIR.0b013e3182447787


 

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