Ritter hatten es schwer
"Wir stellten fest, dass das Tragen einer solchen Last, über den Körper verteilt, viel mehr Energie erfordert, als wenn man das gleiche Gewicht in einem Rucksack trüge", sagt Graham Askew, Professor für biologische Wissenschaften an der University of Leeds. "Das liegt daran, dass in einer Rüstung die Arme und Beine mit Gewicht belastet sind, so dass es mehr Anstrengung braucht, sie mit jedem Schritt voranzuschwingen. Wenn man einen Rucksack trägt, ist das ganze Gewicht an einer Stelle und das Schwingen der Gliedmaßen ist leichter." Gemeinsam mit Experten der königlich britischen Waffenkammer, der Royal Armouries, ebenfalls in Leeds, hatte Askews Team erstmals die körperliche Anstrengung in einer Rüstung genau gemessen.
Die vier Freiwilligen trugen exakte Nachbildungen von Rüstungstypen, wie sie im Europa des 15. Jahrhunderts üblich waren: in England um 1470 -1480, in Mailand zwischen Mitte und Ende des 15. Jahrhunderts und im deutschen gotischen Stil zum Ende desselben Jahrhunderts. Dann mussten die Probanden - im Schnitt 1,75 Meter groß wie mittelalterliche Ritter - auf einem Laufband gehen und rennen und ihre Beweglichkeit beweisen. Dabei registrierte ein Sauerstoffmessgerät samt Atemmaske den Energieverbrauch bei den einzelnen Übungen.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Mit Rüstung war der Aufwand beim Gehen 2,1 bis 2,3 mal höher und beim Laufen 1,9 mal höher als ohne Rüstung. Außerdem atmeten die Teilnehmer deutlich flacher und schneller, weil die Metallhülle dem Brustkorb weniger Raum zum Ausdehnen gab, so dass die Lunge weniger Volumen aufnehmen konnte. "Es mag den Kämpfern ein Gefühl von Sicherheit gegeben haben, in einer engen Hülle aus Stahl zu stecken", kommentiert Ko-Autor Federico Fermenti von der University of Auckland, "Doch sobald man sich in mittelalterlicher Rüstung zu bewegen beginnt, fühlt man sich atemlos. Und das dürfte wahrscheinlich den Widerstand eines Soldaten im Kampf begrenzen."
doi:10.1098/rspb.2011.0816