Probiotische Zäpfchen gegen Harnwegsinfektionen
"Größere Wirksamkeitsstudien dieser neuen Präventionsmethode sind nötig, um zu ermitteln, ob der Einsatz vaginaler Lactobacillus-Arten die antimikrobielle Langzeitbehandlung ersetzen kann", sagt Ann Stapleton von der University of Washington in Seattle, die Leiterin der Doppelblindstudie. Die Mediziner behandelten hundert Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, die bereits wiederholt an einer Harnwegsinfektion litten, zunächst wie üblich mit Antibiotika. Dann erhielt die Hälfte fünf Tage lang täglich und danach zehn Wochen lang einmal wöchentlich ein Vaginalzäpfchen. Dieses enthielt eine spezielle Variante des Milchsäurebakteriums Lactobacillus crispatus in hoher Konzentration. Die anderen Frauen dienten als Kontrolle und benutzten ein bakterienfreies Placebo. L. crispatus ist eine von mehreren Arten von Milchsäurebakterien, die in der Scheidenschleimhaut gesunder Frauen vorkommen. Durch die Produktion von Säure und Wasserstoffperoxid verhindern sie, dass sich dort andere Keime vermehren und Infektionen auslösen können.
Im Verlauf der Studie erkrankten 27 Prozent der Frauen aus der Placebogruppe mindestens einmal erneut an einer Harnwegsinfektion. Bei den anderen waren es nur 15 Prozent. Diejenigen, bei denen sich die mit dem Zäpfchen zugeführten Milchsäurebakterien am stärksten vermehrt hatten, hatten auch das geringste Infektionsrisiko. Bei einigen Frauen der Placebogruppe erhöhte sich die Zahl der L. crispatus-Bakterien von selbst wieder auf normale Ausgangswerte. Trotzdem erkrankten sie mit höherer Wahrscheinlichkeit als die mit den probiotischen Zäpfchen Behandelten. Wahrscheinlich, so die Forscher, ist der für die präventive Behandlung verwendete L. crispatus-Stamm wesentlich effizienter als andere Stämme derselben Art, wenn es darum geht, Infektionserreger fernzuhalten.
Harnwegsinfektionen sind auch bei jungen, gesunden Frauen verbreitet. In etwa jedem dritten Fall kommt es zu immer wiederkehrenden Erkrankungen. Die häufige Behandlung mit Antibiotika ist mit Nebenwirkungen verbunden und fördert die Entwicklung resistenter Erreger. Bei den betroffenen Frauen ist die Besiedlung der Vaginalschleimhaut oft nicht mehr ausreichend, um vor Infektionen zu schützen.