Nichtraucherzimmer schützen nicht vor Tabakgiftstoffen

Belastung mit tabaktypischen Schadstoffen wie Nikotin in vermeintlich rauchfreien Hotelzimmern kann sogar der durch Passivrauch nahe kommen
Komplett rauchfreie Hotels können Gäste und Angestellte schützen.
Komplett rauchfreie Hotels können Gäste und Angestellte schützen.
© gemeinfrei, Torsten Henning
San Diego (USA) - Wer als Nichtraucher den Giftstoffen in Tabakrauch möglichst entgehen will, sollte sich auf Reisen besser für Nichtraucherhotels entscheiden. Bietet eine Unterkunft lediglich einzelne Nichtraucherzimmer an, während in anderen das Rauchen gestattet ist, so ist der Schutz vor den ungesunden Substanzen eher gering. Das zeigt eine Studie, die US-Wissenschaftler im Fachblatt „Tobacco Control“ vorstellen. Demnach lassen sich in Luft und auf Oberflächen einzelner Nichtraucherzimmer und sogar im Urin von deren Übernachtungsgästen mehr Spuren typischer Tabakgiftstoffe nachweisen als bei Zimmern in rauchfreien Hotels.

“Teilweise Rauchverbote in Hotels schützen nichtrauchende Gäste nicht davor, Tabakrauch und tabakspezifischen krebserregenden Stoffen ausgesetzt zu sein“, schreiben Georg E. Matt vom Department of Psychology an der San Diego State University und seine Kollegen. Sie würden Nichtrauchern daher raten, in Hotels mit vollständigem Rauchverbot zu übernachten. Die Forscher hatten die Belastung mit Tabakgiftstoffen in 30 Hotels, in denen das Rauchen teilweise erlaubt ist, mit der in 10 Hotels verglichen, in denen es komplett verboten ist. Dazu untersuchten sie nicht nur Luft und Oberflächen in den Zimmern und auf den Hotelgängen, sondern auch den Urin von Übernachtungsgästen. Sie legten ihr Augenmerk dabei auf die Belastung mit tabaktypischen Stoffen wie Nikotin und weiteren in Tabakrauch enthaltenen bedenklichen Substanzen.

Ihre Ergebnisse: Raucherzimmer waren zwar deutlich stärker mit tabaktypischen Schadstoffen belastet als Nichtraucherzimmer. Aber auch in Nichtraucherzimmern in Hotels mit nur teilweisem Rauchverbot fanden sich sowohl in der Luft als auch auf Möbeln, Wänden und Fußböden noch deutlich mehr Spuren von Tabakgiften als in den Zimmern von Nichtraucherhotels. So waren beispielsweise die Mengen an Nikotin auf den Oberflächen im Vergleich mehr als doppelt so hoch: 3,7 Mikrogramm pro Quadratmeter verglichen mit 1,4 Mikrogramm pro Quadratmeter. Auch die Nikotinbelastung der Luft war in einzelnen Nichtraucherzimmern rund 40 Prozent höher als in Zimmern der Hotels mit völligem Rauchverbot. Ähnlich verhielt es sich mit der Belastung in den Hotelfluren. Und auch im Urin von Probanden, die eine Nacht in einem Nichtraucherzimmer geschlafen hatten, waren mehr Abbauprodukte gesundheitsschädigender Substanzen nachweisbar als bei Übernachtungsgästen in einem komplett rauchfreien Hotel.

Die Belastung mit diesem sogenannten Third-Hand Smoke, der Nichtraucher in manchen Nichtraucherzimmern ausgesetzt sind, kann sogar der durch Passivrauch nahe kommen, schreiben die Forscher. Neue Hotels, schlagen sie vor, sollten von vorneherein ein völliges Rauchverbot aussprechen – um die Gäste und auch die Angestellten zu schützen.

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