Nach der künstlichen Befruchtung: Genetische Qualitätstests für Embryonen

Vor der Implantation sollen Gentests die Lebensfähigkeit der Embryonen prüfen
Clayton (Australien) - Ziel einer künstlichen Befruchtung ist es, mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit eine Schwangerschaft herbeizuführen, ohne dass es zu Mehrlingsgeburten kommt. Um das zu erreichen, sollte nur ein einziger Embryo - und zwar der mit den besten Entwicklungschancen - in die Gebärmutter übertragen werden. Australische Mediziner haben jetzt eine Technik entwickelt, durch die sich der dafür geeignetste Embryo identifizieren ließe. Dazu analysierten sie die Aktivität bestimmter Gene von Zellen, die den wenige Tage alten Embryonen ohne Schaden entnommen werden können. Das Muster der Genaktivitäten erlaubte Rückschlüsse darauf, ob sich der Embryo in den Uterus einnisten und weiterentwickeln würde. Für einen praktikablen Qualitäts-Test wäre es aber zunächst nötig, die Zahl der zu prüfenden Gene einzuschränken, schreiben die Forscher im Fachblatt "Human Reproduction".

"Unser Ziel ist es herauszufinden, welche Gene bei lebensfähigen Blastozysten aktiv sind", sagt David Cram von der Monash University in Clayton. Als Blastozyste bezeichnet man das Stadium, bis zu dem sich eine Eizelle nach der Reagenzglasbefruchtung weiterentwickelt, bevor der Embryo in die Gebärmutter übertragen wird. Bisher gibt es keine zuverlässige Methode, um Blastozysten hoher Qualität, also mit guten Entwicklungschancen, von anderen zu unterscheiden. Cram und seine Kollegen entnahmen der Hülle fünf Tage alter Blastozysten 8-20 Zellen und ermittelten deren Genaktivitätsmuster. Zusätzlich diente ein Vergleich des DNA-Fingerabdrucks mit denen der später geborenen Babys dazu festzustellen, welche Blastozysten zu einer erfolgreichen Schwangerschaft geführt hatten.

Von 48 Frauen, denen die Mediziner einen oder mehrere Blastozysten übertragen hatten, wurden 25 schwanger, 37 Babys wurden geboren. Erstmals konnten die Mediziner dann nachweisen, aus welchen Blastozysten sich Babys entwickelten und aus welchen nicht. Es zeigte sich, dass sich die Aktivitäten von etwa 7000 Genen bei lebensfähigen und nicht lebensfähigen Blastozysten voneinander unterschieden. In drei Fällen einer künstlichen Befruchtung konnten die Forscher auf diese Weise Blastozysten identifizieren, deren Implantation zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führte. Jetzt soll die Zahl der für den Qualitätstest zu prüfenden Gene auf ein Minimum reduziert werden. Dann wäre es möglich, sagt Gayle Jones, Mitglied des Forscherteams, die jeweils beste Blastozyste auszuwählen und nur diese in den Uterus zu übertragen. Dadurch würden Mehrlingsgeburten ausgeschlossen und gleichzeitig die Erfolgsraten erhöht.

Im Schnitt kommt es derzeit nur bei weniger als jeder dritten künstlichen Befruchtung zu einer Schwangerschaft. Neben einer Störung des genetischen Entwicklungsprogramms des frühen Embryos können auch verschiedene andere Ursachen dafür verantwortlich sein, dass die Einnistung des übertragenen Embryos in die Uterusschleimhaut nicht gelingt.

European Society for Human Reproduction and Embryology
Quelle: "Novel strategy with potential to identify developmentally competent IVF blastocysts", Gayle M. Jones et al., Human Reproduction, Online-Publikation, doi: 10.1093/humrep/den123


 

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