Nach der Nachtschicht noch fit genug zum Operieren?
"Unsere Daten legen nahe, dass es nicht optimal für die Patienten ist, wenn behandelnde Ärzte bei uneingeschränkten Arbeitswochen bei der gewöhnlichen Tagesordnung bleiben", schreiben Jeffrey M. Rothschild vom Brigham and Women's Hospital in Boston. Rothschild und seine Kollegen hatten die Arbeit von 86 Chirurgen und 134 Gynäkologen und Geburtshelfern analysiert. Sie verglichen knapp 2000 Eingriffe am Tag nach einer Nachtschicht mit rund 7500 Operationen des gleichen Typs derselben Ärzte in einer gewöhnlichen Tagschicht.
Insgesamt traten nach der nächtlichen Arbeit in 5,4 Prozent der Fälle Komplikationen auf, verglichen mit 4,9 Prozent ohne vorangegangene Nachtschicht - kein signifikanter Unterscheid. Werteten die Forscher aber aus, wie anstrengend die Nachtarbeit war, änderte sich das: Nach sechs oder weniger Stunden Schlafgelegenheit stieg die Komplikationsrate auf 6,2 Prozent, verglichen mit 3,4 Prozent nach mehr als sechs Stunden Zeit zum Erholen. Auch wenn die Arbeitszeit zwölf Stunden überschritt, waren Eingriffe nach einer Nachtschicht mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen verbunden - 6,5 Prozent verglichen mit 4,3 Prozent nach Schichten mit zwölf und weniger Stunden. Bei den meisten Komplikationen handelte es sich um Verletzungen eines Organs und Blutungen.
Die Forscher schlagen eine Reihe von Lösungsansätzen vor, mit deren Hilfe die Risiken durch übermüdete Ärzte minimiert werden könnten. So sei es etwa eine Möglichkeit, einen größeren Pool von Kollegen aufzubauen, um größere Belastungen besser abzupuffern. Ebenso sei empfehlenswert, das Teamwork zu verbessern und den Schichtaufbau von Grund auf neu und kritisch zu überdenken.