Nach dem Nierenversagen: Hormonspiegel zeigt die Gefährdung an

Hohe Blutwerte eines Wachstumsfaktors sind ein sicheres Anzeichen für ein erhöhtes Sterberisiko
Lithographie einer Niere
Lithographie einer Niere
© aus: Gray's Anatomy von Henry Gray
Boston (USA) - Die Nieren filtern nicht nur Schadstoffe aus dem Blut, sondern regulieren auch den Gehalt an Mineralstoffen. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass ein stark erhöhter Phosphatspiegel nach einem Nierenversagen mit einer kürzeren Überlebenszeit von Dialysepatienten verbunden ist. Doch amerikanische Forscher haben jetzt festgestellt, dass der Blutwert eines Hormons, das den Phosphatspiegel beeinflusst, von weit größerer Aussagekraft ist. Je höher die Konzentration des Wachstumsfaktors FGF-23, desto schlechter sind die Überlebenschancen im ersten Jahr der Dialyse. Regelmäßige Kontrollen dieses Blutwertes könnten helfen, rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen für besonders gefährdete Nierenpatienten einzuleiten, schreiben die Mediziner im "New England Journal of Medicine".

Die Kontrolle des FGF-23-Spiegels als zusätzliche Maßnahme nach einem Nierenversagen könnte von größter Bedeutung sein für Millionen von Patienten mit Nierenerkrankungen im Frühstadium, die meist normale Phosphat-, aber ziemlich hohe FGF-23-Spiegel haben", sagt Myles Wolf, Leiter der Studie am Massachusetts General Hospital in Boston. Der Fibroblasten-Wachstumsfaktor-23 (FGF-23) ist demnach ein sehr zuverlässiger Anzeiger für eine Gefährdung von Nierenpatienten. Das zeigte eine Untersuchung, für die 400 Dialysepatienten einer größeren Studie ausgewählt wurden. Die Hälfte davon war innerhalb eines Jahres nach Beginn der Dialyse gestorben.

Die Patienten mit den höchsten FGF-23-Werten trugen ein bis zu sechsfach erhöhtes Sterberisiko, verglichen mit jenen mit den geringsten Werten. Dieser Zusammenhang bestand unabhängig vom gemessenen Phosphatspiegel. Bei den Probanden mit den höchsten Phosphatwerten stieg das Risiko nur um 20 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass auch Patienten mit noch normalem Phosphatspiegel gefährdet sind, wenn der FGF-23-Spiegel erhöht ist, sagt Wolf. Durch routinemäßige Messungen des FGF-23-Blutwertes von Nierenpatienten könnte man diejenigen erkennen, deren Phosphatspiegel vorsorglich durch eine Therapie stabilisiert werden müsste.

Massachusetts General Hospital
Quelle: "Fibroblast Growth Factor 23 and Mortality among Patients Undergoing Hemodialysis", Orlando M. Gutiérrez et al.; New England Journal of Medicine, Vol. 359, p. 584 (2008)


 

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