Multiple Sklerose: Direkter Angriff von Immunzellen
"Wir haben gezeigt, dass die Schäden an den Neuronen durch die Immunzellen sehr früh auftreten und dass diese Schädigungen möglicherweise auch behandelt werden können", sagt Frauke Zipp von der Klinik für Neurologie der Universität Mainz. Zusammen mit Forschern des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin und weiteren Kollegen führte ihre Arbeitsgruppe Experimente mit Mäusen durch, die an experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis litten, einer der MS ähnlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei ermöglichte der Einsatz der Zwei-Photonen-Mikroskopie und anderer bildgebender Techniken Aufnahmen im lebenden Tier.
Die Bilder zeigten, dass im Verlauf der Krankheit spezielle Immunzellen, so genannte Th17-Zellen, direkten Kontakt zu Gehirnzellen ausbildeten. Das erzeugte einen längere Zeit andauernden Anstieg der Kalziumkonzentration im Zellinnern und führte zum Absterben der Nervenzellen. Bisher hatte man eher vermutet, dass dieser Zelltod lediglich eine Folge der zuvor zerstörten Myelinschutzhüllen wäre, die die Zellfortsätze umgibt. Der Verlust von Nervenzellen tritt bereits im Frühstadium der Krankheit auf und ließ sich im Tierversuch durch Medikamente verhindern, die gegen erhöhte Erregbarkeitszustände wirksam sind. Ob solche Medikamente für eine Behandlung der MS geeignet sind, so die Forscher, werde sich aber erst in einigen Jahren erweisen.