Mensch schlägt Maschine

Nach einem Schlaganfall bringt das Training mit einem Physiotherapeuten mehr als das mit einem Roboter
Chicago (USA) - Wenn Schlaganfallpatienten wieder laufen lernen, hilft ihnen die Unterstützung eines Physiotherapeuten mehr als die einer Maschine. Hinweise darauf liefert eine kleine Studie amerikanischer Forscher. In gleichem Ausmaß angewandt erreichen die vom Therapeuten geförderten Übungen stärkere Verbesserungen der Lauffähigkeit als robotergestützte, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Stroke: Journal of the American Heart Association". Möglicherweise erlaubt die Zusammenarbeit mit dem menschlichen Übungspartner im Gegensatz zu der mit der Maschine Fehler, aus denen die Patienten lernen.

"Wenn Leute Fehler machen können und ihre Fehltritte bemerken und ihr Verhalten aufgrund der gemachten Fehler ändern, lernen sie möglicherweise besser", vermutet T. George Hornby von der University of Illinois in Chicago. Er hält es außerdem für möglich, dass die Patienten mit dem Therapeuten härter arbeiten müssen und sich deshalb mehr verbessern, weil dieser nur so viel Unterstützung gibt wie unbedingt nötig. Die Maschine dagegen bewegt einfach die Beine der Patienten und nimmt ihnen mehr Arbeit ab. In ihrer Studie untersuchten Hornby und seine Kollegen 48 Patienten, die mindestens sechs Monate zuvor einen Schlaganfall erlitten und immer noch deutliche Probleme mit dem Laufen hatten.

Die Teilnehmer erhielten jeweils zwölf 30-minütige Therapieeinheiten - entweder robotergestütztes Bewegungstraining oder eine herkömmliche Physiotherapie. Beide Patientengruppen verbesserten ihre Lauffertigkeiten. Das Ausmaß der Verbesserung war jedoch größer bei denjenigen, die die Unterstützung eines Therapeuten erhalten hatten. Sie konnten schneller gehen und belasteten außerdem das betroffene Bein häufiger. Die Patienten aus dieser Gruppe empfanden außerdem ihre Lebensqualität nach der Therapie als verbessert, weil sie weniger unter körperliche Einschränkungen litten. Dies galt nicht für Teilnehmer aus der Roboter-Gruppe.

Einen Schlaganfallpatienten zu unterstützen, der zu schwach ist, um aus eigener Kraft zu laufen, stellt häufig eine enorme körperliche Beanspruchung für den Therapeuten dar. Daher sind Maschinen entwickelt worden, die eine Alternative darstellen und Therapeuten entlasten sollen. Bisher war allerdings nicht eindeutig klar, in welchem Ausmaß die Patienten von den Geräten profitieren. Auch wenn die Untersuchung von Hornby und seinen Kollegen nur recht klein ist, legt sie dennoch nahe, dass der Mensch der Maschine überlegen ist. Dies muss jedoch nicht für den Zeitraum unmittelbar nach einem Schlaganfall gelten, in dem Patienten überhaupt nicht aus eigener Kraft laufen können. In dieser frühen Phase der Rehabilitation könnten Roboter durchaus eine sehr sinnvolle Unterstützung darstellen. Später jedoch, wenn die Betroffenen wieder aus eigener Kraft gehen können, und sei es nur mit Mühe und sehr langsam, sind sie mit der Hilfe eines menschlichen Therapeuten besser bedient.

Stroke: Journal of the American Heart Association
Quelle: "Enhanced Gait-Related Improvements After Therapist- Versus Robotic-Assisted Locomotor Training in Subjects With Chronic Stroke. A Randomized Controlled Study", T. George Hornby et al.; Stroke: Journal of the American Heart Association, (DOI: 10.1161/STROKEAHA.107.504779)


 

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