Mathe-Talente gedeihen am besten in Mathe-freundlichen Kulturen

Die Sieger der Mathematik-Olympiaden kommen häufig aus Osteuropa - das liegt offenbar daran, dass dort die Kulturen traditionell pro Mathematik gestimmt sind
Madison (USA)/Dallas (USA) - Mädchen sind genauso begabt in Mathematik wie Jungen, hat kürzlich eine groß angelegte Studie ermittelt. Doch Mädchen wie Jungen können mit ihrem mathematischen Talent unter die Räder kommen - wenn die Kultur, in der sie leben, keine besondere Wertschätzung für Mathematik hat. Dies berichtet jetzt ein interdisziplinäres Forscherteam in den USA. Es sei kein Zufall, dass die Sieger in den internationalen Mathematik-Olympiaden immer die die "üblichen Verdächtigen" sind oder waren: Russen, Bulgaren, Rumänen, Ungarn und - zu Zeiten des Kalten Krieges - Deutsche aus der DDR. In diesen Ländern würden Kinder, deren mathematische Begabung deutlich hervortrete, früh und intensiv gefördert, legen die Autoren der Studie in den "Notices of the American Mathematical Society" dar.

"Angeborene mathematische Begabung ist vermutlich ziemlich gleichmäßig über die Welt verteilt, unabhängig von Ethnie und Geschlecht", sagt Titu Andreescu von der University of Texas. "Die großen Unterschiede in den Leistungsniveaus, die erreicht werden, sind zum großen Teil soziokulturellen Eigenheiten der jeweiligen Länder geschuldet." Unter den Teilnehmern mit den besten Wertungen der Internationalen Mathematik-Olympiaden waren seit 1974 neun bulgarische Mädchen, zehn (ost-)deutsche und 13 russische Mädchen. Zu den US-Teams der Olympiaden gehörten im gleichen Zeitraum nur drei Mädchen. "Es gilt in den US-Highschools als uncool, einfach so zum Spaß Mathematik zu treiben", heißt es in der Studie. "wer es dennoch tut, riskiert die soziale Ausgrenzung. Mathematisch begabte Jugendliche verbergen daher oft ihr Talent, um in ihrer Clique nicht aufzufallen. Begabte Mädchen verhalten sich noch öfter so als begabte Jungen."

Die Forscher haben sich auch unter den Mathematik-Talenten in den amerikanischen Universitäten umgesehen. "Die Daten zeigen, dass die Mehrheit der jungen Top-Mathematiker in den USA - Männer ebenso wie Frauen - nicht hier geboren wurden", sagt Janet Mertz von der University of Wisconsin-Madison. Die Studie empfiehlt dringend, mit dem Vorurteil der mathematischen Minderbegabung bei Frauen aufzuräumen und unter den Mädchen eine Aufklärungskampagne darüber zu starten, dass Mädchen genau wie Jungen in Mathematik auf den höchsten Ebenen brillieren können.

American Mathematical Society
Quelle: "Cross-Cultural Analysis of Students with Exceptional Talent in Mathematical Problem Solving," Janet Mertz et al.; Notices of the American Mathematical Society, November 2008 (im Druck)


 

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