Letzte Bastion der Neandertaler gefunden?

In der Nähe des Dorfes Byzovaya haben unterschiedliche Forscherteams in diversen Ausgrabungen während der vergangenen Jahre neben Überbleibseln von Mammuts und anderen Tieren insgesamt 313 Werkzeug-Artefakte gefunden. Der Steinzeit-Experte Ludovic Slimak von der Universität Toulouse und seine Kollegen aus Frankreich, Norwegen und Russland rätseln: Radiocarbon-Datierungen und andere Messungen am Fundort lassen darauf schließen, dass die Werkzeuge 31.000 bis 34.000 Jahre alt sind und damit aus dem Jungpaläolithikum stammen. Die Werkzeugtechnik deutet dagegen auf das mittlere Paläolithikum mehrere Tausend Jahre zuvor.
Ob in der Nähe des Polarkreises nun aber tatsächlich eine der letzten Neandertaler-Bastionen war oder ob modernere Menschentypen dort einfach uralte Methoden benutzten, ist sehr schwer mit absoluter Gewissheit zu sagen. Denn menschliche Fossilien fehlen - an der Fundstätte wurden bisher nur Tierknochen ausgegraben. Immerhin sind sich Slimak und seine Kollegen sicher, dass die Artefakte direkt vergleichbar mit Werkzeugen sind, die an älteren Fundstätten in Europa typischerweise mit Neandertalern assoziiert werden. Sollten diese jedoch von modernen Menschen stammen, würde dies bedeuten, dass dieser arktische Homo sapiens uralte Methoden genutzt hätte. Das wäre ebenfalls bemerkenswert, da sich fortschrittlichere Bearbeitungstechniken schon lange rund um die Welt ausgebreitet hatten.
Neandertaler waren eine frühe Spezies der Menschen, die die Erde im mittleren Paläolithikum (vor rund 200.000 bis 40.000 Jahren) dominierten. Vor 75.000 bis 50.000 Jahren begann dann der moderne Mensch, den Neandertaler nach und nach zu verdrängen. Allerdings geht die Forschung davon aus, dass die beiden Menschentypen viele Tausend Jahre nebeneinander her lebten.