König Salomo: Bereits vor 3000 Jahren Kupferverhüttung im großen Maßstab?
Mehr als sechs Meter tief durch Schlacken aus der Erzverhüttung grub das Archäologen-Team um Thomas Levy von der University of California at San Diego. Ein Großteil dieser Schlacken ist auf das 10. Jahrhundert vor Christus zu datieren, wie die Forscher mit Hilfe der Radiocarbondatierung feststellten. Überdies fanden sie Artefakte, die weiteren Aufschluss darüber gaben, wer vermutlich vor 3000 Jahren bei dieser Kupferproduktionsstätte eine Rolle spielte.
Der Ort mit dem heutigen arabischen Namen Hirbat en-Nahas gehört zum Wadi el-'Araba im Fenan-Distrikt in Jordanien. Das Wadi el-'Araba wiederum soll die Region sein, in der König David durch die Eroberung Edoms - erwähnt in der Bibel in 2. Buch Samuel 8, 12-14 - Zugang zu Bodenschätzen erlangt hatte. In der Forschung war lange Zeit umstritten, ob Edom, das als Verwandter und Nachbar Israels - aber nicht als Freund - gilt, überhaupt zur Zeit König Davids und König Salomos schon eine so komplexe Gesellschaft war, dass sie im großen Stil Metall verarbeitete. In den 1930er Jahren wurde diese Annahme vertreten. Britische Grabungen in den 1970er und 1980er Jahren legten hingegen eher die Vermutung nahe, dass die Eisenzeit in Edom überhaupt erst ab dem siebten Jahrhundert vor Christus begonnen habe. Nach den jetzigen Erkenntnissen muss der Beginn der Erzverhüttung in Edom jedoch tatsächlich 300 Jahre früher, am Beginn des 1. Jahrtausends vor Christus, angesetzt werden.
"Wir dürfen nicht alles glauben, was die alten Texte uns erzählen", sagt Thomas Levy, "aber diese Forschung repräsentiert tatsächlich ein Zusammenfließen von archäologischen Daten mit den Berichten der Bibel."
In der Schlacke fanden die Archäologen auch ägyptische Artefakte, einen Käferstein (Skarabäus) und ein Amulett. Diese Gegenstände befanden sich in der Grabungsschicht, die aus dem Ende des neunten Jahrhunderts stammte und die aufgrund ihrer Bodeneigenschaften auf einen Produktionsrückgang schließen lässt. Hier lässt sich möglicherweise ebenfalls eine Übereinstimmung mit biblischen Berichten feststellen. "Salomo aber trachtete danach, Jerobeam zu töten. Da machte sich Jerobeam auf und floh nach Ägypten zu Schischak, dem König von Ägypten, und blieb in Ägypten, bis Salomo starb", heißt es im 1. Buch der Könige 11,40. Jerobeam war ein hoher Verwaltungsbeamten unter Salomo, der der einen Aufstand gegen Salomo geplant hatte. Wenn er zu Pharao Schischak (ägyptischer Name: Scheschonq I.) floh, bedeutete dies, dass Schischak ein erklärter Feind von Salomo war. Möglicherweise hat Schischak versucht, nach Salomos Tod (928 v. Chr.) die Kupferproduktionsstätte in Edom zu zerstören oder an sich zu bringen, wodurch sich der Produktionsrückgang erklären ließe.
Trotz alledem verweisen Levy und seine Kollegen darauf, dass noch nicht endgültig geklärt sei, wer die Kupferindustrie in Edom kontrollierte: Nur David und Salomo oder auch regionale edomitische Führer? Über die Aktivitäten der Edomiter wird in den biblischen Texten wenig gesagt. Aber das muss nicht heißen, dass sie hier nicht auch eine Rolle gespielt haben.