Kleine Wörter offenbaren die Dauer der Liebe
"Funktionswörter sind hoch sozial und erfordern soziale Kompetenzen bei ihrem Gebrauch", erklärt James Pennebaker von der University of Texas at Austin. "Wenn ich zum Beispiel über einen Artikel spreche, der gerade erschienen ist, und ich wenig später wieder Bezug nehme auf 'den Artikel', dann verstehen Sie und ich, welcher Artikel gemeint ist. Jemand, der an der Kommunikation nicht teilgenommen hat, würde es nicht verstehen."
Pennebaker und seine Kollegen hatten unter einer Gruppe von Studentinnen und Studenten ein vierminütiges Speed-Dating veranstaltet und die geführten Gespräche aufgezeichnet. Dadurch, dass es sich um eine homogene Versuchsgruppe handelte, war gewährleistet, dass sie inhaltlich alle mehr oder weniger über die gleichen Themen miteinander sprachen. Meistens ging es darum, was der oder die Andere studierte, wie ihm/ihr die Uni gefiel oder woher er oder sie kam. Diese Themen ließen die Forscher völlig unberücksichtigt und analysierten stattdessen, wie weit sich der Gebrauch der Funktionswörter - die in der Linguistik oft auch "synsemantische Wörter" genannt werden - bei den sich unterhaltenden Paaren ähnelte.
Es zeigte sich bei der weiteren Beobachtung des Kontakthaltens unter den "Speed-Datern", dass diejenigen, die eine hohe Übereinstimmung im Gebrauch der synsemantischen Wörter zeigten, Monate später viermal so häufig noch zusammen waren wie jene, die kaum eine Übereinstimmung im Gebrauch der Funktionswörter aufwiesen. Eine ähnliche Analyse machten die Wissenschaftler für Gespräche in Chatrooms über einen Zeitraum von 10 Tagen: Drei Monate später trafen sich 80 Prozent derer, deren Funktionswörter-Gebrauch harmonierte, immer noch. Bei denen, die weniger Übereinstimmung beim Chat erzielt hatten, waren nur noch 54 Prozent in Kontakt.