Kinderfragen sind kein Smalltalk

Wenn Kinder im Kindergartenalter ihre Eltern und Geschwister mit Warum-Fragen bombardieren, wollen sie damit nicht den Smalltalk verlängern. Vielmehr drückt sich in ihren Fragen echter Wissensdrang aus
Ann Arbor (USA) - Wenn Kinder ab etwa dem zweiten oder dritten Lebensjahr mit Warum- oder Wie-Fragen die Geduld der Erwachsenen auf eine harte Probe stellen, dann entspringt dies echtem Wissensdrang. Zu diesem Schluss kommen amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift "Child Development", nachdem sie Gesprächsreaktionen bei Kleinkindern beobachtet hatten. Die Warum- oder Wie-Fragen dienen demnach nicht, wie oft angenommen wird, der Aufrechterhaltung der Konversation.

"Bei der Untersuchung der Reaktionen der Kinder auf die verschiedenen Informationen, die sie von Erwachsenen auf ihre Fragen erhalten, hat sich herausgestellt, dass Kinder tatsächlich Erklärungen haben wollen", sagt das Team um Susan Gelman von der University of Michigan. "Die Kinder nutzen spezielle Konversationsstrategien, um an Informationen heranzukommen. Wenn Vorschüler Warum-Fragen stellen, geht es ihnen nicht einfach darum, die Konversation am Laufen zu halten, sondern den Dingen auf den Grund zu gehen."

Die Forscher beobachteten zwei- bis fünfjährige Kinder, wie sie auf ausführliche oder abwimmelnde Antworten von Erwachsenen reagierten. Wenn die Kinder eine erschöpfende Auskunft bekamen, zeigten sie Zufriedenheit: Sie reagierten mit positiven Kommunikationssignalen oder stellten eine Anschlussfrage. Bekamen sie hingegen keine oder keine richtige Antwort, zeigten sie sich unbefriedigt, wiederholten ihre Frage oder lieferten eine alternative Erklärung.

Die Ergebnisse ihrer Studie zeigten, so Gelman und Kollegen, dass Kinder bereits ab dem zweiten Lebensjahr mit ihren Warum-Fragen aktiv dazu beitragen, dass sie etwas über die sie umgebende Welt lernen.

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Quelle: "Preschoolers' Search for Explanatory Information Within Adult-Child Conversation", B.N. Frazier, S.A. Gelman, H.M. Wellman; Child Development, Vol. 80 (2009), Issue 6


 

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