Jede sechste Sonne besitzt erdgroßen Planeten

Studie offenbart Häufigkeit verschiedener Planetentypen – aber erst künftige Messungen werden Blick auf bewohnbare Planeten erlauben
Künstlerische Darstellung von Planeten, wie sie das Weltraumteleskop Kepler entdeckt hat.
Künstlerische Darstellung von Planeten, wie sie das Weltraumteleskop Kepler entdeckt hat.
© C. Pulliam & D. Aguilar (CfA)
Cambridge (USA) - Noch vor wenigen Jahren waren Forscher sich uneins, ob und wie häufig anderswo im Universum Planeten existieren. Mittlerweile gilt die Existenz von über 800 solcher Exoplaneten gesichert; mehrere Tausend weitere Planetenkandidaten warten auf ihre Bestätigung. Die meisten davon dürften echte Planeten sein, berichten amerikanische Forscher in einer kommenden Ausgabe des „Astrophysical Journal“. Nur rund zehn Prozent der möglichen Planeten beruhten auf falschen Signalen. Mit den Daten des als Planetenjägers konzipierten Weltraumteleskops Kepler konnten die Astronomen so auch die Häufigkeit verschiedener Planetentypen bestimmen. Erdgroße Planeten kommen bei mindestens einem Sechstel der beobachteten Sterne vor.

„Es gibt eine ganze Reihe astrophysikalischer Konfigurationen, die ein Planetensignal vortäuschen können. Aber insgesamt machen diese nur ein Zehntel in der großen Zahl möglicher Kandidaten aus“, sagt Francois Fressin vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. „Die anderen Signale sind echte Planeten.“ Die Forscher unterteilten die Planeten in verschiedene Klassen. Zu den Gesteinsplaneten mit felsiger Oberfläche gehören erdähnliche Planeten sowie ihre größeren und schwereren Geschwister, die sogenannten Supererden. Erdgroße Planeten tauchten in einem Sechstel der möglichen Systeme auf, Supererden sogar in einem Viertel. Noch größer sind die Gasplaneten, die die Forscher in kleinere Trabanten („Mini-Neptuns“), neptunähnliche Gasplaneten und schwere Gasriesen (wie Jupiter und Saturn) einteilten. Mini-Neptuns sind bei einem Viertel der Sterne zu vermuten. Die schwereren Gasplaneten sind deutlich seltener mit nur drei Prozent für neptunähnliche und fünf Prozent für Gasriesen.

Insgesamt besitzt mehr als jeder zweite Stern mindestens einen Planeten. Bei diesen Resultaten ist aber zu beachten, dass das Weltraumteleskop Kepler mit der heute verfügbaren Statistik nur Planeten sehen kann, die je nach Größe nahe genug an ihrem Stern sind. Erdgroße Planeten, die eine längere Umlaufperiode als 85 Tage haben, werden von ihm nicht gesehen. Dies entspricht nur circa einem Viertel der Entfernung Erde-Sonne und ist näher am Zentralgestirn als unser innerster Planet Merkur. Die entdeckten Felsplaneten dürften sämtlich zu heiß für Leben sein. Weiter außen in lebensfreundlicher Entfernung, der sogenannten bewohnbaren Zone, könnten sich also noch viele weitere, bislang unentdeckbare Planeten tummeln.

Die Analyse zeigte auch, dass das Vorkommen erdgroßer Planeten nicht vom Typ des Sterns abhängig ist. Es spielte keine Rolle, ob der Stern sonnenähnlich war oder größer und heißer oder aber ein kühler Roter Zwerg. Mitautor Guillermo Torres kommentiert diesen Befund: „Erden und Supererden sind nicht wählerisch. Wir finden sie in allen möglichen Nachbarschaften.“ Auch wenn der Heilige Gral der Planetenforschung, der Nachweis eines erdähnlichen Planeten mit wasserhaltiger Atmosphäre, noch aussteht: Angesichts der Tatsache, dass es im Universum von Planeten offensichtlich nur so wimmelt, ist es wohl nur eine Frage von Zeit und Technik, bis Astronomen endlich einen solchen Fund verkünden.

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