Indirekte Infektionsgefahr durch alte Blutkonserven
"In gelagerten roten Blutkörperchen laufen Veränderungen ab, die zur Freisetzung von Botenstoffen, den Cytokinen, führen. Diese können die Immunfunktionen des Empfängers schwächen und ihn damit anfälliger für Infektionen machen", erklärte Raquel Nahra vom Cooper University Hospital in Camden. "Solche Veränderungen beginnen bereits nach einer Lagerzeit von zwei Wochen und erreichen ihr Maximum, wenn das Blut nach sechs Wochen verworfen wird." Um die knappen Blutvorräte nicht vorzeitig aufzubrauchen, sei es üblich, zunächst die ältesten Konserven aus der Blutbank eines Krankenhauses zu verwenden. Diese waren in der jetzt durchgeführten Studie im Schnitt 26 Tage alt. 70 Prozent waren bereits älter als 21 Tage.
Nahra untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Alter von Erythrozytenkonzentraten und der Häufigkeit von Nosokomialinfektionen bei 422 Patienten einer Intensivstation, die Bluttransfusionen erhalten hatten. 13,5 Prozent der Empfänger erkrankten an mindestens einer solchen Infektion, die unter anderem Lungen und Harnwege betraf oder zu einer Sepsis führte. Das Infektionsrisiko erhöhte sich auf das Doppelte, wenn die übertragenen Blutzellen älter als vier Wochen waren. Dabei stieg das Risiko sowohl mit dem Alter als auch mit der Anzahl der verwendeten Blutkonserven. Nun müssten zunächst die Ergebnisse weiterer Untersuchungen abgewartet werden, so David Gerber, der Leiter der Studie. Erst danach seien Empfehlungen möglich, wie die derzeitige Praxis der Bluttransfusionen geändert werden kann, ohne die Versorgung mit oftmals lebensrettenden Blutkonserven zu verschlechtern.