Hummeln sehen auch Farbe superschnell

Nicht nur die Schwarz-Weiß-Sicht arbeitet bei Bienentieren deutlich schneller als beim Säuger Mensch - auch die Farbsicht funktioniert mit hoher Geschwindigkeit
London (Großbritannien) - Bienen können rund fünfmal schneller gucken als der Mensch - ihre Bildrezeptoren müssen rasch verarbeiten, was im schnellen Flug zu sehen ist. Das galt bisher zumindest für das Schwarz-Weiß-Sehen, also das Erkennen von Formen und Bewegungen. Jetzt zeigen britische Forscher, dass bei Hummeln auch verschiedene Farbrezeptoren deutlich schneller arbeiten. Damit haben sie die schnellste Farbsicht aller Tiere, berichtet das Team im "Journal of Neuroscience", noch doppelt so schnell wie beim Menschen, was ihnen die Nahrungssuche inmitten von Pflanzen stark erleichtert. Allerdings verbraucht das Farbsehen mehr Energie, während die Natur darauf achten muss, die Energiekosten des Stoffwechsels insgesamt niedrig zu halten und nur für die wichtigen Dinge aufzuwenden.

"Die Energie von Bienen darf nicht verschwendet werden, da sie den Großteil schlicht zum Überleben benötigen", erklärt Peter Skorupski, Biologie-Professor an der Queen Mary University of London. "Es scheint, dass sie Farben nur mit dem halben Tempo sehen wie weißes Licht, was ihnen aber genug Details liefert, ihre Lieblingsblumen zu finden und nach Hause zu navigieren." Gemeinsam mit Kollegen Lars Chittka hatte Skorupski an einer Art aus der Familie der Bienen, der weitverbreiteten Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris), die Geschwindigkeit der Farbsensoren getestet. Die Bildverarbeitung hängt davon ab, wie schnell die lichtempfindlichen Zellen im Auge Momentaufnahmen ihres Blickfeldes aufnehmen und ans Gehirn weiterleiten. Im Auge der Hummeln finden sich neben schwarz-weiß-empfindlichen Zellen auch Photosensoren für Grün, Blau und ultraviolettes Licht.

Die Grün-Rezeptoren arbeiten am schnellsten, so die Forscher, sie reagieren auf passende Farbimpulse mit einer Reaktionszeit von rund 7,9 Millisekunden im Schnitt. Das sei verständlich, da die grünempfindlichen Zellen für die Verarbeitung von Bewegung zuständig seien, die anderen Farbsensoren eher für exakte Farbunterscheidung bei langsamerem Flugtempo. Entsprechend zeigten sich die Rezeptoren für Blau (9,8 Millisekunden) und UV-Licht (12,3 Millisekunden) langsamer, berichtet das Team, aber immer noch schnell im Vergleich mit jenen anderer schnellfliegender Insekten, geschweige denn Säugetieren. Daraus schließen die Forscher, dass Bienen im Laufe der Evolution großen Wert auf das Entwickeln des schnellen Farbsinns gelegt haben: Offenbar sei es wichtig, farbige Blüten schnell zu erfassen, besonders unter wechselnden Licht- und Kontrastverhältnissen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Differences in Photoreceptor Processing Speed for Chromatic and Achromatic Vision in the Bumblebee, Bombus terrestris", Peter Skorupski & Lars Chittka; Journal of Neuroscience, vol. 30(11), S.3896-3903


 

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