Geschenktes Geld gilt nicht immer als Gewinn

Los Angeles (USA) - Fünf Euro können als großzügiges Geldgeschenk oder als Almosen angesehen werden. Man "berechnet" nämlich ihren Wert danach, aus welchem Vermögen sie geschenkt wurden. Zu diesem Ergebnis ist jetzt ein amerikanisches Psychologenteam gekommen. Dieses eigentlich nicht rationale Verhalten ist bereits in den menschlichen Gehirnstrukturen angelegt, zeigen die Forscher in der Fachzeitschrift "Psychological Science".

Paare von Versuchspersonen, die jeweils aus einem Geber und einem Empfänger bestanden, waren das Testfeld für das Team um Golnaz Tabibnia von der University of California, Los Angeles. Im Experiment bekamen die Geber 23 beziehungsweise 10 Dollar, von denen sie ihrem Empfänger soviel abgeben konnten, wie sie wollten. Der Empfänger konnte nur ablehnen oder annehmen. Lehnte er ab, verfiel die Geldsumme für beide.

In so einem "Ultimatumspiel" müsste der Geber eigentlich ein Minimum an Fairness aufbringen und einen angemessenen Teil von der Summe abgeben, damit der Empfänger das Geldgeschenk nicht zurückweist und dadurch das Geld für beide verfällt. Der Empfänger wiederum müsste, wenn er nach Nützlichkeitsprinzipien handelt, eigentlich jede Summe annehmen, die größer ist als Null, und sich darüber freuen. Denn schließlich fällt ihm das Geld einfach außer der Reihe zu. Wirtschaftlich betrachtet hätte er immer einen Gewinn gemacht.

Die Forscher wollten nun wissen, wie sehr sich die Beschenkten über beispielsweise fünf von 23 Dollar beziehungsweise über fünf von 10 Dollar freuten. Dazu beobachteten die Wissenschaftler die Gehirnaktivität der Geld-Empfänger, während die Geber ihr Angebot machten. Dabei zeigte sich, dass immer dann, wenn die Empfänger sich unfair behandelt fühlten, jene Gehirnregion aktiv wurde, die sich auch bei moralischem Abscheu regt, nämlich die anteriore Insula. Fanden die Empfänger jedoch das Angebot reell - wenn der Geber sein "Vermögen" von 10 Dollar einfach durch zwei teilte -, dann wurden Gehirnareale aktiv, wie das ventrale Striatum, die bei Belohnungen reagieren.

Außerdem stellten Tabibnia und ihre Kollegen fest, dass die Neuronen in den emotionalen Gehirnregionen schneller feuern als in den Regionen, die eher für die Verstandesleistung zuständig sind. Im Konfliktfall, so die Forscher, würden also die Neuronen aus den emotionalen Bereichen den rationalen Bereich gewissermaßen "überrennen". Das bedeutet: Der Geber muss damit rechnen, dass der Empfänger dem Geber "die paar lumpigen Dollars" wütend vor die Füße wirft (und im Ultimatumspiel damit auch in Kauf nimmt, dass beide gar kein Geld bekommen). Der Mensch handelt also nicht durchgehend utilitaristisch, und manchmal handelt er eben auch in einer Weise, die jeder Theorie von Wirtschaftlichkeit widerspricht.

Association for Psychological Science
Quelle: "The Sunny Side of Fairness: Preference for Fairness Activates Reward Circuitry (and Disregarding Unfairness Activates Self-Control Circuitry)", Golnaz Tabibnia, Ajay Satpute, Matthew Lieberman, Psychological Science, April 2008


 

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