Fossile Schildkröte erreicht Kleinwagen-Größe

Kleinere Krokodile waren vermutlich leichte Beute für die Riesenschildkröte
Eine Riesenschildkröte der Art Carbonemys verzehrt ein kleines Crocodylomorph (künstlerische Darstellung).
Eine Riesenschildkröte der Art Carbonemys verzehrt ein kleines Crocodylomorph (künstlerische Darstellung).
© Journal of Systematic Palaeontology, Illustration von Liz Bradford
Raleigh (USA)/Panama City (Panama) - Mit einem Panzer so groß wie ein Kinderplanschbecken stapfte eine riesige Schildkröte vor rund 60 Millionen Jahren durch Südamerika. Ihre fossilen Überreste entdeckten Paläontologen jetzt in Kolumbien. Kleinere Exemplare der Halswender-Schildkröte waren erstmals 2005 in einer kolumbianischen Kohlemine ausgegraben worden. Der neue Fund allerdings stellt mit 172 Zentimetern Panzerdurchmesser und einem Schädel von 24 Zentimetern Durchmesser einen Rekord auf. Das Tier der Art „Carbonemys cofrinii“ lebte nach dem Aussterben der Saurier neben anderen Riesentieren in einem üppigen, warmen Klima, berichten die Forscher im „Journal of Systematic Palaeontology“. Vermutlich konnte der Allesfresser so groß werden, weil ihm Futter im Übermaß zur Verfügung stand. Mit ihren kraftvollen Kiefern konnte die jetzt gefundene Schildkröte zu Lebzeiten offenbar sogar Krokodile vertilgen.

„Es ist, als lebte eine große Schnappschildkröte mitten im See. Sie überlebt, weil sie all ihre großen Futterkonkurrenten gefressen hat“, erklärt Dan Ksepka, Paläontologe an der North Caroline State University und dem dortigen Museum of Natural Sciences. Weil ein Tier solcher Größe einen entsprechenden Lebensraum braucht, habe man am Fundort bisher vermutlich nur kleinere Exemplare derselben Spezies entdeckt. Das Team um Ksepka, Carlos Jaramillo vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und Jonathan Bloch vom Florida Museum of Natural History betreut eine Ausgrabung in der Kohlemine im nordkolumbianischen Cerrejon-Formation.

In diesem Teil Südamerikas lebten kleine Verwandte der Carbonemys bereits mit den Dinosauriern zusammen. Doch erst nach deren Aussterben gelangten kleinere Wirbeltiere zu neuer Größe: Weniger Fressfeinde, günstige Klimaveränderungen und ein üppiges Nahrungsangebot lieferten die Basis dafür. Auch die größte je entdeckte Schlangenart Titanoboa cerrejonensis lebte in jener Region. Durch die Größe veränderte sich offenbar das Jäger-Beute-Verhältnis, berichtet Ksepka: „Wir fanden viele Schildkrötenpanzer mit Bissmarken an diesem Fundort, die zeigen, dass Krokodile auch Halswender-Schildkröten fraßen. Doch niemand hätte eine ausgewachsene Corbonemys angegriffen – stattdessen waren kleinere Krokodile eine leichte Beute für dieses Monster.“

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „New pelomedusoid turtles from the late Palaeocene Cerrejon Formation of Colombia and their implications for phylogeny and body size evolution“ von Edwin Cadena, Daniel Ksepka et al.; Journal of Systematic Palaeontology, im Druck


 

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