Felsmalereien in Peru beleuchten 11.000 Jahre Menschheitsentwicklung

Von den Jäger und Sammlern bis zur Sesshaftwerdung - Felsmalereien in Peru zeugen von den Entwicklungsphasen der Menschheit
Paris (Frankreich) - Felsmalereien in Peru zeigen wie ein Bilderbuch die Entwicklung der Menschheit vom Jäger und Sammler bis zum Bauern. Die Kunstwerke in Höhlen und auf Felsen sind zwar weniger alt und nicht so berühmt wie etwa die Höhle von Lascaux in Frankreich, die 10.000 bis 17.000 Jahre zählt. Doch die peruanischen Malereien belegen über einen Zeitraum von rund 11.000 Jahren die Entwicklung der Menschheit, wie ein französischer Forscher jetzt zeigt. Er hatte die wenig beachteten Gemälde näher untersucht und präsentiert seine Ergebnisse jetzt im Fachblatt "Nouvelles de l'Archéologie". So lasse sich etwa zeigen, dass Abbildungen von trächtigen Tieren erst ab der Sesshaftwerdung der Menschen auftauchen. Und das Malen, Zeichnen, Ritzen in auf oder in Felsgestein sei offenbar jahrtausendelang eine Sache von Talentierten oder Berufenen gewesen. Erst kurz vor der Zeitenwende wurde es eine Tätigkeit, der sich jeder hingeben konnte, ganz gleich, wie talentiert er war.

In Peru finden sich die Malereien nicht nur in Höhlen, sondern auch auf Felsen unter freiem Himmel. Sie sind eher in der Nähe der Pazifikküste zu sehen, während die Malereien in Höhlen und Grotten eher im Landesinneren zu finden sind. Doch auch in anderen Teilen der Welt sind Höhlen- und Felsmalereien zu finden, seit der Mensch vor rund 35.000 Jahren damit begann, sich selbst und seine Umwelt künstlerisch nachzubilden.

Die ältesten Malereien, die 10.000 bis 5.000 Jahre alt sind, stehen noch ganz im Zeichen des Jagens und Sammelns, wie Jean Guffroy vom Institut de recherche pour le développement (IRD) in seiner Studie zeigt. Diese Malereien bilden vor allem Jagdszenen ab. Die am häufigsten dargestellten Tiere sind Kamelartige wie Guanacos. Menschen kommen nur schemenhaft vor und ihre Gesichtszüge sind noch eher denen von Tieren nachgebildet. Dieses Themenspektrum ändert sich ab etwa dem vierten Jahrtausend vor unserer Zeit. Nun steht deutlich die Fruchtbarkeit im Vordergrund. Es werden zwar weiterhin vornehmlich Tiere gemalt, doch nun sind sie nicht mehr die Jagdbeute, sondern Bestandteil von Viehzucht. In den letzten 2500 Jahren vor unserer Zeit tauchen zunehmend komplexe Figuren auf, die offenbar einen spirituellen Symbolcharakter haben. Daneben gibt es nun aber auch Zeichnungen, die Szenen aus dem täglichen Leben darstellen. Überdies treten die Malereien nun massenhaft auf Felsen auf. Guffroy schließt hieraus, dass ab dem dritten Jahrtausend vor unserer Zeit die Kunst eine Sache für jedermann wurde.

Obwohl es Tausende von Fels- und Höhlenmalereien in Peru gibt, drängt für die Erforschung die Zeit. Das eine Problem sind Erosionen, das andere Vandalismus.

Institut de recherche pour le développement
Quelle: "L'art rupestre de l'ancien Pérou", Jean Guffroy; Les Nouvelles de l'Archéologie, 2008, no. 111-112: S. 239-44


 

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