Eltern lügen nicht - oder etwa doch?

Von den Eltern lernt das Kind, dass "ehrlich am längsten währt" und "Lügen kurze Beine haben". Jetzt beschäftigt sich eine wissenschaftliche Studie mit den Lügen der Eltern gegenüber dem Kind
Wenn Kinder ihren Teller nicht leer essen wollen, nicht schlafen wollen, sich nicht von ihrem Schnuller trennen wollen, greifen Eltern häufig zu Lügen, um bei den Kindern ein Verhalten hervorzurufen, das für das Kind langfristig gesünder und besser ist. Die Forschung jedoch hält solche Lügen auf Dauer jedoch für unangemessen, da Eltern ihrem Kind ja die Wahrheitsliebe anerziehen sollen.
Wenn Kinder ihren Teller nicht leer essen wollen, nicht schlafen wollen, sich nicht von ihrem Schnuller trennen wollen, greifen Eltern häufig zu Lügen, um bei den Kindern ein Verhalten hervorzurufen, das für das Kind langfristig gesünder und besser ist. Die Forschung jedoch hält solche Lügen auf Dauer jedoch für unangemessen, da Eltern ihrem Kind ja die Wahrheitsliebe anerziehen sollen.
© aboutpixel.de / YariK
Toronto (Kanada)/San Diego (USA) - Eigentlich sind die Eltern die Ersten, die dem Kind den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge erklären müssen. Und eigentlich müssten sie mit gutem Beispiel vorangehen und dem Kind gegenüber immer die Wahrheit sagen. Doch Eltern lügen ihrem Kind gegenüber fast ständig und oft auch aus nichtigem Anlass, wie jetzt die Studie eines kanadisch-amerikanischen Forscherteams im "Journal of Moral Education" ergeben hat.

"Wir waren überrascht, wie oft Erziehung mit Hilfe von Lügen stattfindet", erklärt Kang Lee von der University of Toronto. "Überdies haben unsere Ergebnisse gezeigt, dass sogar die Eltern, die immer wieder ihre Kinder darauf hinweisen, wie wichtig Ehrlichkeit ist, ihre Erziehung auf Lügen aufbauen." Für ihre Studie haben die Forscher um Kang Lee und seiner Kollegin Gail Heyman von der University of California 127 Studenten zu den früheren Lügen ihrer Eltern und 127 Mütter und Väter zu ihren Lügen gegenüber ihren kleinen Kindern befragt.

Am häufigsten werden Lügen von den Eltern eingesetzt, um bei den Kindern ein bestimmtes Verhalten zu erreichen. Meistens geht es darum, dass das Kind sein Essen aufessen oder ins Bett gehen soll. Eine befragte Mutter gab an, dass sie ihrem Kind sagte, wenn es sein Essen nicht aufesse, bekomme es Pickel. Ein Elternpaar hatte sich sogar eine besondere Geschichte ausgedacht, um der Tochter den Schnuller abzugewöhnen: "Wir sagten ihr, dass sie ihre Schnuller wie Geschenke einwickeln solle. Dann komme der Schnullermann und bringe die Schnuller anderen Kindern, die sie noch bräuchten. Wir dachten, es wäre gesünder, wenn unsere Tochter von den Schnullern loskäme, und gleichzeitig könnten wir ihr so das Gefühl geben, dass sie stolz auf sich sein könne, keinen Schnuller mehr zu brauchen."

Die Forscher können die Eltern verstehen, dass sie bei den kleinen Kämpfen im Alltag, wenn Kinder sich auf eine Weise verhalten, dass sie sich langfristig schaden, zu einer Lüge greifen. Sie verstehen auch, dass manchmal eine Notlüge angebracht ist. "Man kann ja schließlich einem Zweijährigen nicht sagen, dass man sein Gekrakel blöd findet", sagt Heyman. Dennoch empfehlen die Forscher den Eltern, nach alternativen Strategien zu suchen, um bei den Kindern ein gewünschtes Verhalten hervorzurufen. Die Lüge sollte nur das letzte Mittel sein.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Parenting by Lying", Gail D. Heyman;  Diem H. Luu; Kang Lee; Journal of Moral Education, Vol 38, issue 3, 2009, S. 353 – 369


 

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