Die Spur der Obsidian-Splitter zum Ende der Welt

Menschliche Spuren aus grauer Vorzeit werden sichtbar gemacht durch Funde von Obsidian-Splittern in einer gottverlassenen Gegend - den Kurilen-Inseln
Eine wunderschöne Landschaft, doch am Ende der Welt gelegen. Auf den Kurilen leben auch heute noch nur ein par tausend Menschen
Eine wunderschöne Landschaft, doch am Ende der Welt gelegen. Auf den Kurilen leben auch heute noch nur ein par tausend Menschen
© Wikipedia / Public Domain
Seattle (USA) - Vor 2500 bis 750 Jahren muss es eine Form von Kontakt zwischen Siedlern der Halbinsel Kamtschatka, des Inselarchipels der Kurilen und Hokkaido gegeben haben. Zeugen hiervon sind kleine, oft nur fingernagelgroße Stücke vulkanischen Gesteinsglases, das Obsidian genannt wird. Obsidian kommt auf den Inseln der Kurilen nach bisherigem Kenntnisstand nicht natürlich vor. Darum, so schließt ein amerikanisches Anthropologen-Team, müssen alle Obsidian-Funde auf den Kurilen von irgendwelchen Menschen, für die es ein begehrter Rohstoff für Werkzeuge war, dorthin gebracht worden sein. Mehr noch: Die Wissenschaftler fanden heraus, dass manche Obsidian-Splitter nur auf bestimmten Inseln der Kurilen zu finden sind, andere dagegen wiederum nur auf anderen Kurilen-Inseln.

"Eine entscheidende Qualität von Obsidian ist, dass man daraus Werkzeuge mit sehr scharfen Kanten machen kann", erläutert Colby Philips von der University of Washington. "Obsidian zersplittert oder bricht leicht und oft in einer vorhersehbaren Weise. Wenn Obsidian irgendwo zugänglich war, haben die Menschen es genutzt." Die Besiedlung der Kurilen begann vor 4000 Jahren, und zwar von Süd nach Nord. Und wo immer die Menschen auf den Kurilen hingingen, brachten sie Obsidian von ihren früheren Wohnorten, etwa Kamtschatka, mit. Philips und sein Kollege Robert J. Speakman haben 131 Obsidian-Funde nach ihrer Herkunft analysiert, die von 18 Stätten auf acht Kurilen-Inseln stammten.

Die Forscher konnten feststellen, dass die Obsidian-Splitter zu vier Orten bei Hokkaido im heutigen Japan und zu fünf Quellen in Kamtschatka gehörten. Etwas mehr als 60 Prozent aller Funde stammten aus Kamtschatka. Es ließ sich sogar ein Muster der Funde ausmachen, wie die verschiedenen Obsidian-Splitter auf den Kurilen verteilt waren: Obsidian aus Hokkaido wurde im Wesentlichen auf den südlichen Kurilen gefunden. Das Obsidian von Kamtschatka fand sich dagegen in den zentralen und nördlichen Kurilen wieder.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Initial source evaluation of archaeological obsidian from the Kuril Islands of the Russian Far East using portable XRF", S. Colby Phillips, Robert J. Speakman; Journal of Archaeological Science, Vol 36, Issue 6 (2009), S. 1256-1263


 

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