Dicke Freundschaft gegen Mobbing

Studie belegt: Gute Freunde in der Grundschulzeit puffern Belastung durch Zurückweisung ab
Nijmegen (Niederlande) - Gute Grundschulfreunde sind wichtig. Sie können sozialen Stress durch Ablehung von Mitschülern deutlich abmildern, bestätigt eine Studie niederländischer Forscher: Je mehr und je bessere Freundschaften ein Kind in diesem Alter hat, desto weniger leidet es darunter, von anderen Mitschülern ausgegrenzt zu werden. Das belegen die Mengen von Stresshormonen im Speichel, welche die Psychologen als objektiven Faktor für die psychische Belastung der Kinder herangezogen hatten. Übergriffe wie Schikanen scheinen - den Messungen der Hormonwerte zufolge - übrigens nicht so stark zu bedrücken wie schlichte Zurückweisung, berichten sie im Fachblatt "Child Development".

"Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass auch wenn Freunde den Stress von Zurückweisung nicht vollständig ausmerzen können, sie ihn dennoch reduzieren", sagt Marianne Riksen-Walraven Radboud von der Universität in Nijmegen, eine der beteiligten Forscherinnen. "Und Anzahl und Qualität der Freundschaften eines Kindes können als Puffer dagegen dienen, zurückgewiesen zu werden." In die Studie waren knapp 100 Viertklässler involviert, die an einer niederländischen Langzeitstudie zur Entwicklung von Kleinkindern und Kindern teilnahmen. Die Forscher befragten die Schüler, wie viele Freundschaften sie in der Klasse hatten, wie gut diese waren sowie welche ihrer Klassenkameraden häufig ausgeschlossen, schikaniert oder drangsaliert wurden. Auch bei den Eltern der jungen Probanden erkundigten sie sich nach Verhaltensauffälligkeiten. Außerdem stellten die Psychologen die Mengen des Stresshormons Cortisol fest, indem sie an zwei aufeinanderfolgenden Schultagen jeweils fünf Speichelproben von den Kindern nahmen.

Bei Kindern, die von Klassenkameraden ausgeschlossen werden, stellten die Forscher erhöhte Cortisolwerte zur Schulzeit fest, die im weiteren Verlauf des Tages auch nicht sehr stark abfielen. Beides sind mögliche Anzeichen dafür, dass sie die Zurückweisung als belastend empfinden. Besonders deutlich war dies bei denjenigen Schülern, die wenige und nicht so gute Freundschaften hatten - ein Hinweis dafür, dass Freunde die Belastung abpuffern können. Bei Schülern, die von anderen drangsaliert wurden, beobachteten die Psychologen allerdings keine erhöhten Werte des Stresshormons. Dies legt nahe, dass Schikanen lange nicht so stark stressen wie Zurückweisung.

Einen eindeutigen Beweis dafür, dass tatsächlich das Ausgeschlossenwerden Stress erzeugt, liefert der Studienaufbau allerdings nicht, räumen die Psychologen ein. Rein prinzipiell sei auch ein umgekehrter Zusammenhang von Ursache und Wirkung denkbar - eben, dass Kinder mit erhöhten Cortisolwerten ein Verhalten an den Tag legen, das zur Zurückweisung durch andere führt.

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Quelle: "Peer Rejection and HPA Activity in Middle Childhood: Friendship Makes a Difference", Ellen Peters, J. Marianne Riksen-Walraven et al.; Child Development


 

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