Diamantplanet im Sternbild Krebs

Ein Himmelskörper in unserer galaktischen Nachbarschaft könnte zum großen Teil aus dem Edelstein bestehen
Darstellung des inneren Aufbaus von 55 Cancri e. Die Oberfläche besteht hauptsächlich aus Graphit über einem Mantel aus Diamant. Dieser umschließt den inneren Mantel aus Silizium-haltigem Gestein und einem Kern aus geschmolzenen Eisen.
Darstellung des inneren Aufbaus von 55 Cancri e. Die Oberfläche besteht hauptsächlich aus Graphit über einem Mantel aus Diamant. Dieser umschließt den inneren Mantel aus Silizium-haltigem Gestein und einem Kern aus geschmolzenen Eisen.
© Haven Giguere
New Haven (USA) - „55 Cancri e“ hätte wohl das Zeug zum Lieblingsplaneten von Marilyn Monroe gehabt: Unter einer dünnen Kruste aus Graphit dürfte er einen massiven Mantel aus Diamant besitzen. Der Himmelskörper ist ein Gesteinsplanet mit dem doppelten Durchmesser der Erde. Damit qualifiziert er sich als sogenannte Super-Erde. Das Besondere an ihm ist aber seine chemische Zusammensetzung. Wie Forscher der Universität Yale in den „Astrophysical Journal Letters“ berichten, besteht er wohl zu einem großen Teil aus Kohlenstoff, der aufgrund von Druck und Temperatur vermutlich größtenteils in Form von Diamant vorliegt.

„Das ist unser erster Blick auf einen Gesteinsplaneten mit einer fundamental anderen Chemie als unsere Erde“, erzählt Hauptautor Nikku Madhusudhan. Der Himmelskörper befindet sich mit gut 40 Lichtjahren Entfernung in unserer direkten galaktischen Nachbarschaft. Benannt ist er nach seinem Stern 55 Cancri, der mit bloßem Auge im Sternbild Krebs zu erkennen ist. Der innere Stern des Doppelsternsystems ist ein sonnenähnlicher Stern, den fünf bereits nachgewiesene Planeten und ein weit außen liegender Roter Zwerg umkreisen. Damit ist 55 Cancri eines der größten bekannten Planetensysteme. Der im letzten Jahr vom Weltraumteleskop Spitzer gefundene Planet 55 Cancri e ist der innerste dieses Planetensystems. Er umkreist sein Zentralgestirn in nur 18 Stunden mit einem Radius, der nur einem 26tel des Merkur-Radius entspricht. Auf seiner unbewohnbaren Oberfläche ist es deshalb rund 1.200 Grad Celsius heiß.

In ihrer Studie haben die Forscher seine Masse und seinen Radius untersucht und in Beziehung zur chemischen Komposition des Zentralgestirns gesetzt. Wenn die Gas- und Staubscheibe, aus der sich Planeten bilden, chemisch ähnlich zusammengesetzt ist wie der kohlenstoffreiche Stern, dann muss auch der Planet einen großen Teil Kohlenstoff enthalten. Bei der Erde macht Kohlenstoff nur 0,1 Prozent ihrer Masse aus. Druck und Temperatur auf 55 Cancri e würden dafür sorgen, dass ein großer Teil dieses Kohlenstoffs als Diamant vorliegt.

Aber nicht nur für die Monroe und andere Freunde edler Steine, sondern auch für Science-Fiction-Autoren ist dieser Planet interessant: Da Kohlenstoff Wärme sehr viel besser leitet als etwa irdisches Silikatgestein, könnte ein solcher Planet auch eine außergewöhnliche Geophysik und Plattentektonik besitzen. Und er ist zwar viel zu heiß, als dass er Lebensformen beherbergen könnte - dafür aber Vulkane, die Diamanten speien.

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