Der Friseur - der bisher unentdeckte Therapeut
"Friseure haben den großen Vorteil, bemerken zu können, wenn ihre älteren Kunden beginnen an Depressionen oder Demenz zu leiden oder sich selbst stark vernachlässigen", sagt Keith Anderson von der Ohio State University. "Ohne allzuviel von den Friseuren jenseits ihres Arbeitsfeldes erwarten zu wollen, könnten wir dennoch den Friseuren zeigen, wie sie mit älteren Menschen sprechen sollten, die die sozialen Dienste der Gemeinde in Anspruch nehmen sollten."
Anderson und seine Kollegen wollten zunächst wissen, wie das Verhältnis der Friseure zu ihren Kunden tatsächlich ist. Hierzu befragten sie 40 Figaros aus Columbus (Ohio) und der näheren Umgebung. Mehr als 80 Prozent der Hairstylisten gaben an, dass ihre älteren Kunden ihnen tatsächlich sehr persönliche Probleme anvertrauten. 85 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Verhältnis zu ihren Kunden "eng" oder "sehr eng" sei. Gesundheits- und Familienthemen seien die vorherrschenden Themen der alten Menschen.
"Die älteren Kunden sitzen ungefähr eine Stunde im Friseursessel und lassen sich frisieren oder die Haare schneiden. Diese Prozedur findet ein- oder zweimal im Monat statt", erklärt Anderson. "Da haben Friseure die Möglichkeit zu erkennen, wenn sich ein Kunde oder eine Kundin etwa stark verändert und wenn er oder sie Hilfe braucht." Etwa die Hälfte der befragten Friseure gab an, gern an einem Lehrgang teilnehmen zu wollen, der sie mit den verschiedenen psychosozialen Einrichtungen und Therapiemöglichkeiten vertraut machen würde. So könnten sie Kunden, die offensichtlich Hilfe benötigen, an solche Einrichtungen verweisen.