Das Bier der Eisenzeit

Kelten feierten vor über 2500 Jahren in Südwestdeutschland offenbar rauschende Bierfeste. Das Bier der Kelten wäre für heutige Gaumen aber gewöhnungsbedürftig
"Der Bierbreuwer". Holzschnitt aus Jost Ammans Ständebuch 1568. In der frühen Neuzeit hatte man immerhin schon Bottiche zum Bierbrauen zur Verfügung. Die Beigabe von Hopfen war auch schon geläufig.Der Vorgang selbst unterschied sich aber wohl noch nicht sehr von dem der Eisenzeit.
© Jost Amman / Wikipedia / Public Domain
Hohenheim - Sechs speziell konstruierte Gräben zum Herstellen von Gerstenmalz aus dem 6. Jahrhundert vor Christus fanden deutsche Archäologen in Eberdingen-Hochdorf. Außerdem entdeckten sie tausende von verkohlten Gerstenkörnern. Da sich in dieser Gegend auch eine keltische Siedlung befand, schließen die Forscher, dass hier im großen Stil Bier gebraut wurde, und beschreiben dies in der Fachzeitschrift "Archaeological and Anthropological Sciences".

Die Gerste wurde, so vermutet Hans-Peter Stika von der Universität Hohenheim, in den hergerichteten Gräben in Wasser eingeweicht, bis sie keimte. Das nach dem Keimen entstandene Grünmalz wurde dann am offenen Feuer getrocknet. Diese Darre gab dem Malz einen rauchigen Geschmack. Milchsäurebakterien, die durch das langsame Trocknen der eingeweichten Körner stimuliert wurden, fügten dem Sud die Herbheit hinzu.

Anders als in späterer Zeit wusste man in der Eisenzeit noch nicht, dass sich mit Hopfen Geschmack und Haltbarkeit des Bieres steuern lässt. Geschmacklich verfeinerten die Kelten von Eberdingen-Hochdorf ihr Bier vermutlich mit Beifuß, Karottensamen oder Bilsenkraut. Zumindest von mittelalterlichen Brauern ist bekannt, dass sie diese Zutaten verwendeten. Grabungen auf dem keltischen Siedlungsgelände von Eberdingen-Hochdorf förderten auch tatsächlich einige Samen von Bilsenkraut zutage. "Diese Zutaten gaben dem keltischen Bier einen komplett anderen Geschmack als jenen, den wir heute gewohnt sind", sagt Hans-Peter Stika. Der römische Kaiser Julian (331-363) sagte vom keltischen Bier, dass es "nach Ziegenbock" schmecke.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Early Iron Age and Late Mediaeval malt finds from Germany—attempts at reconstruction of early Celtic brewing and the taste of Celtic beer", Hans-Peter Stika; Archaeological and Anthropological Sciences, 04.01.11


 

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