Buchstaben bilden Brücken beim Behalten

Wenn Wortpaare mit dem gleichen Buchstaben beginnen, lässt sich ein Textinhalt leichter behalten
Das Horn von Gallehus (Dänemark um 400 nach Christus) enthält den ältesten bekannten Stabreimvers: ek HléwagastiR HóltijaR : hórna táwido. (Ich HlewagastiR, Holts Sohn, fertigte das Horn.)
Das Horn von Gallehus (Dänemark um 400 nach Christus) enthält den ältesten bekannten Stabreimvers: ek HléwagastiR HóltijaR : hórna táwido. (Ich HlewagastiR, Holts Sohn, fertigte das Horn.)
© Malene Thyssen / Gnu Free Documentation License
St. Paul (USA) - Brigitte Bardot und Boris Becker sind gewiss zu Recht berühmt geworden, doch ein klein wenig dürften auch ihre Namen mitgeholfen haben. Denn Wortpaare oder Namen, die mit dem gleichen Buchstaben beginnen, prägen sich dem Gedächtnis leichter ein. Ein amerikanisches Forscherteam hat dies jetzt im Experiment zeigen können und präsentiert die Details in der Fachzeitschrift "Psychological Science".

Zwei Gruppen von Versuchspersonen sollten sich jeweils Texte - Poesie und Prosa - merken, in denen entweder zahlreiche Wortanfänge mit gleichen Buchstaben oder keine Wortanfänge mit gleichen Buchstaben vorkamen. Die Ergebnisse belegen, dass Alliterationen - wie man zwei Wortanfänge mit gleichen Buchstaben nennt - stark zum Behalten eines Textinhalts beitragen, berichtet das Team um R. Brooke Lea vom Macalester College: "In unseren Experimenten waren jene Konzepte, die in einer Dichtung oder einem Prosatext früh präsentiert worden waren, leichter abzurufen, wenn alliterierende Klänge vorkamen, als wenn keine vorkamen".

Der deutsche Begriffsname für Alliteration ist "Stabreim". Der Stabreim tritt besonders in der altgermanischen Versdichtung auf. Da die germanischen und auch die keltischen Sprachen eine starke Anfangsbetonung bei ihren Wörtern haben, erfreute der Stabreim sich hier sehr viel größerer Beliebtheit als etwa in der lateinischen Sprache. Berühmt ist etwa die Gedichtzeile aus dem althochdeutschen Hildebrandslied (9. Jahrhundert): "Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem" (Hildebrand und Hadubrand zwischen zwei Heeren). Später setzte sich in Gedichten der Endreim durch, doch die Alliteration ist bis heute beliebt und wird gern verwendet. Man denke an Wortpaaren wie "Feuer und Flamme", "Haus und Hof", "mit Mann und Maus" oder "Kind und Kegel". Auch die Werbung bedient sich in Slogans gern der Alliteration, wie in "Geiz ist geil".

Association for Psychological Science / Eigene Recherche
Quelle: "Sweet Silent Thought: Alliteration and Resonance in Poetry Comprehension", R. Brooke Lea, David N. Rapp, Andrew Elfenbein, Aaron D. Mitchel, Russell Swinburne Romine; Psychological Science, Vol 19, Issue 7 (2008), S. 709-716. DOI: 10.1111/j.1467-9280.2008.02146.x


 

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