Blutvergiftung: Spätfolgen für Körper und Geist
"Wir sind gewohnt, eine Sepsis als medizinischen Notfall einzuordnen, eine Infektion, wegen der man krank wird und sich dann erholt", erläutert Theodore J. Iwashyna von der University of Michigan Medical School in Ann Arbor. "Doch wir haben eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen entdeckt, die danach jahrelang Problemen gegenüberstehen." Die Mediziner hatten Daten einer umfangreichen Gesundheitsstudie betrachtet. In ihre Analysen bezogen sie dann mehr als 500 Patienten ein, die mit einer schweren Blutvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden waren und die Sepsis überlebt hatten, sowie mehr als 4500, die einen Krankenhausaufenthalt überlebt hatten, der aus anderen Gründen notwendig gewesen war. Bei allen Teilnehmern war mindestens eine Folgeuntersuchung durchgeführt worden.
Iwashyna und seine Kollegen stellten fest: Bei rund 60 Prozent älterer Sepsis-Patienten verschlechterten sich kognitive und körperliche Funktionen nach der überstandenen Infektion. Das Risiko mittelschwerer bis schwerer geistiger Einschränkungen war nach einer Blutvergiftung 3,3-mal höher als nach Krankenhausaufenthalten aufgrund anderer Beschwerden. Auch körperlich hatte die schwere Erkrankung ebenfalls häufig Folgen. Von denjenigen, die zuvor keinerlei Einschränkungen gehabt hatten, entwickelten etwa 40 Prozent Beschwerden beim Laufen. Häufig traten auch Probleme bei einfachen Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Kochen, Baden oder dem Toilettengang auf. Die Mediziner vermuten, dass die kognitive Einschränkung aufgrund einer Blutvergiftung vermutlich zumindest teilweise durch eine bessere Akutbehandlung der Blutvergiftung von Anfang an und eine bessere Rehabilitation danach verhindert werden könnte.