Bildgebende Verfahren können Autopsien nicht ersetzen

Manche Todesursachen werden mit Röntgen & Co. noch häufig übersehen
Die Autopsie, Gemälde von Paul Cezanne
Die Autopsie, Gemälde von Paul Cezanne
© The Yorck Project
Baltimore (USA) - TV-Serien wie „CSI“ oder „Bones“ vermitteln Zuschauern den Eindruck, dass bildgebende Verfahren die Autopsie bereits ersetzen könnten. Das ist allerdings noch nicht der Fall, schreiben US-Forscher. Sie weisen darauf hin: Methoden wie Computertomographie, Ultraschall und Röntgen sind zwar äußerst hilfreich, aber nicht alle Befunde können mit diesen Techniken geklärt werden. Regelmäßig werden bei nachträglichen Autopsien wesentliche Gesundheitsschäden gefunden, die vorher durch bildgebende Verfahren nicht entdeckt worden waren. Die Wissenschaftler bemängeln in einem Leitartikel des Fachmagazins „Annals of Internal Medicine“ außerdem, dass sich die Zahl der Autopsien in den letzten Jahrzehnten erheblich reduziert hat.

“Die traditionelle Autopsie ist immer noch der Goldstandard, um zu klären, warum und woran Menschen gestorben sind“, betont Elizabeth Burton von der Johns Hopkins Universität. Im Vergleich zu bildgebenden Verfahren werden nach einer Autopsie in rund 23 Prozent der Fälle neue Diagnosen gestellt. So führen bildgebende Verfahren zu falschen Ergebnissen bei Herzinfarkten, Lungenembolien und Krebs. Tumor-Knötchen in der Lunge erscheinen beispielsweise beim Röntgen als kleine, weiße Flecken. Diese können dann laut Burton leicht mit Pilzinfektionen, Anzeichen von Tuberkulose oder gutartigen Gewebeansammlungen verwechselt werden. Die Pathologin schreibt aber auch, dass moderne bildgebende Verfahren äußerst hilfreich sein können, wenn sie in Kombination mit Autopsien eingesetzt werden. So werden bei der Autopsie häufiger Knochenbrücke übersehen. außerdem haben bildgebende Verfahren unter anderem Vorteile, wenn es darum geht, Geschoss-Bahnen im Körper sichtbar zu machen.

Trotz der genannten Vorteile hat sich die Zahl der Autopsien in den USA wie auch in Deutschland erheblich reduziert: So werden in den Vereinigten Staaten nur noch zehn Prozent der in Krankenhäusern verstorbenen Patienten einer Autopsie unterzogen. In den 1960-ziger Jahren waren es noch 50 Prozent. Das liegt laut Burton einerseits daran, dass sich viele Kollegen scheuen, die trauernden Angehörigen um die Einwilligung zu bitten, eine Autopsie durchzuführen. Andererseits würden viele Familien die hohen Kosten sowie die körperlichen Eingriffe bei den Verstorbenen abschrecken.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Annals of Internal Medicine, in Druck


 

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