Bescheidene Männer gelten - noch immer - als schwach

Bei Männern wird Bescheidenheit nicht positiv gedeutet, bestätigt eine neue Untersuchung
New Brunswick (USA) - Wie eh und je haben Frauen hübsch zurückhaltend zu sein, während Männer auch gern fordernd und dominant sein dürfen. Männer hingegen, die bescheiden auftreten und sich nicht in den Vordergrund drängeln, werden auch heute noch als charakterschwach angesehen. Dies fand ein amerikanisches Forscherinnen-Team in einem Experiment mit nachgestellten Bewerbungsgesprächen heraus. Tritt ein Mann in beruflichen Belangen zurückhaltend auf, so kann sich dies sogar negativ auf seine Karriere auswirken, zeigen die Forscherinnen in der Fachzeitschrift "Psychology of Men and Masculinity".

"Für Männer und Frauen gibt es immer noch Dinge, die sein müssen beziehungsweise nicht sein dürfen", erklärt Corinne Moss-Racusin von der Rutgers University. "Frauen müssen Gemeinsinn besitzen und anderen zugewandt sein, aber sie dürfen nicht dominant sein. Historisch und kulturell gibt es dagegen für Männer das Stereotyp, dass sie unabhängig und selbstbezogen sind." Moss-Racusin und ihre Kolleginnen hatten 132 Frauen und 100 Männer gebeten, sich Videos über Vorstellungsgespräche anzusehen und die Bewerberinnen und Bewerber zu beurteilen. Die Videofilme zeigten von Schauspielern eigens zu diesem Zweck gespielte Bewerbungssituationen. Bei der angeblich ausgeschriebenen Stelle wurde - geschlechtsneutral - jemand mit ausgeprägtem technischen Verständnis gesucht, der aber auch über soziale Kompetenz verfügen sollte.

Insgesamt beurteilten die Versuchspersonen die Job-Bewerber als etwa gleich kompetent, was die berufliche Tätigkeit anging. Doch die Männer, die im Bewerbungsgespräch bescheiden auftraten, und die Frauen, die sich dominant verhielten, wurden jeweils als weniger sympathisch angesehen. Für die bescheidenen Männer könnte dies im Ernstfall zur Folge haben, dass sie ein geringeres Gehalt für ihre Tätigkeit bekommen. Es könnte auch bedeuten, dass ihre Karriere langsamer verläuft. Doch im Vergleich mit dominanten Frauen kommen bescheidene Männer nach den Erkenntnissen der Forscherinnen dennoch besser weg. Männer sollten also nicht allzu bescheiden auftreten, Frauen dürfen dagegen - wenn sie nicht soziale Ausgrenzung riskieren wollen - auf keinen Fall dominant sein.

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Quelle: "When men break the gender rules: Status incongruity and backlash against modest men", C. Moss-Racusin et al.; Psychology of Men & Masculinity, 2010; 11 (2): 140 DOI: 10.1037/a0018093


 

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