Autismus-Diagnose durch Urintest

Durch ein typisches Spektrum von Stoffwechselprodukten im Urin könnte die Erkrankung früher als bisher erkannt und behandelt werden
London (Großbritannien) - Autistische Kinder entwickeln nicht nur ein gestörtes Sozialverhalten. Auch ihr Stoffwechsel ist verändert und sie besitzen untypische Darmkeime. Jetzt berichten britische Forscher, dass eine chemische Analyse der Stoffwechselprodukte im Urin eine frühe Diagnose ermöglichen könnte. Durch das Spektrum der Urininhaltsstoffe ließen sich kranke und gesunde Kinder eindeutig unterscheiden. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten einer Behandlung, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of Proteome Research"."Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse der erste Schritt dazu sein könnten, einen einfachen Urintest zu entwickeln, der Autismus sehr früh diagnostiziert", sagt Jeremy Nicholson vom Imperial College London. Sein Forscherteam setzte die Kernspinresonanzspektroskopie ein, um sämtliche chemischen Substanzen in Urinproben zu analysieren. Die Proben stammten von drei- bis neunjährigen autistischen und gesunden Kindern. Einige der gesunden Kinder hatten autistische Geschwister, die anderen nicht. Die Analysen ergaben für jeden Fall einen chemischen Fingerabdruck, der eine eindeutige Zuordnung zu einer der drei Gruppen erlaubte.

"Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen Autismus und etwas, was im Darm passiert", sagt Nicholson. Aber es sei bekannt, dass Autisten unter Darmstörungen leiden und eine veränderte Zusammensetzung von Darmkeimen aufweisen. Die chemischen Substanzen, durch die sich kranke von gesunden Kindern unterschieden, waren Stoffwechselprodukte des Körpers und der Darmbakterien. Zu diesen chemischen Verbindungen zählten Glutaminsäure und Taurin, sowie Dimethylamin und Hippursäure. Es dürfte noch mehrere Jahre dauern, so die Forscher, bis ein routinemäßig einsetzbarer Urintest zur Verfügung stehen wird. Ob der gestörte Stoffwechsel direkt mit den Ursachen der Krankheit zusammenhängt oder nur eine Begleiterscheinung ist, bleibt weiterhin ungeklärt.

Autismus ist eine angeborene Erkrankung, die durch gestörtes Sozialverhalten, stereotype Verhaltensweisen, aber oftmals auch durch ungewöhnliche geistige Fähigkeiten auf einem Spezialgebiet, so genannte Inselbegabungen, gekennzeichnet ist. Allein aufgrund des Verhaltens eine sichere Diagnose zu stellen, ist schwierig.

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Quelle: "Urinary Metabolic Phenotyping Differentiates Children with Autism from Their Unaffected Siblings and Age-Matched Controls", Ivan K. S. Yap et al., Journal of Proteome Research, No. 9, p. 2996, DOI: 10.1021/pr901188e


 

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