Augeninfektion bei Linsenträgern: Hygiene wichtiger als Sauerstoffdurchlässigkeit

Moderne Linsen, die das Auge weniger "versiegeln", sind kein automatischer Schutz vor Erkrankung
Sydney (Australien)/London (Großbritannien) - Bei schlechter Anwendung und Pflege kann das Tragen von Kontaktlinsen zu ernsthaften Infektionen der Hornhaut führen, im Extremfall sogar zur Erblindung. Jetzt zeigen zwei Studien aus Australien und Großbritannien, dass die Sauerstoffdurchlässigkeit moderner Linsen - gerne als Verkaufsargument genutzt - keine entscheidende Rolle beim Verhindern der Erkrankung spielt. Entscheidend sind vielmehr der hygienische Umgang mit den Linsen und deren Tragedauer, berichten die Forscherteams im Fachblatt "Ophthalmology". Die Ergebnisse könnten Augenärzten sowie Optikern und Verbrauchern helfen, bessere Entscheidungen bei der Empfehlung und Wahl von Kontaktlinsen zu treffen.

"Verwender von Übernachtlinsen haben während der Eingangsphase des Kontaktlinsentragens ein erhöhtes Risiko für mikrobielle Hornhautentzündungen", erklärt Fiona Stapleton von der University of New South Wales in Sydney, die Leiterin der australischen Studie. Bei ihnen besteht in diesem Zeitraum das höchste Risiko, dass die Infektion einen derart ernsten Verlauf nimmt, dass sogar das Augenlicht verloren geht. Dagegen kommt es bei Benutzern von Tageslinsen, die täglich gewechselt werden, zwar nicht unbedingt seltener zu Erkrankungen, jedoch zu weniger schwerwiegenden.

Die Wissenschaftler hatten in ihre beiden Untersuchungen zusammen mehr als 3500 Kontaktlinsenträger einbezogen, von denen mehr als 650 eine Hornhautinfektion erlitten hatten. Die Studien legen nahe, dass moderne Linsen mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit das Risiko für ernste Infektionen nicht mindern. Vielmehr vermuten die Forscher, dass etwa ein verminderter Tränenfluss, Veränderungen der Hornhaut und eine verlangsamte Regeneration der Hornhautzellen eine Rolle spielen können. Vor allem, wenn jemand mit dem Kontaktlinsen tragen beginnt, ist das Infektionsrisiko hoch, bestätigen die Ergebnisse. Die Augen müssen sich in den ersten Monaten erst an das Tragen der Linsen der anpassen, was etwa dazu führt, dass sich Bakterien später nicht mehr so leicht einnisten können. Die Linsenmarke scheint dagegen schon eine Rolle spielen - über das Internet erworbene Linsen stellen zum Beispiel ein erhöhtes Risiko dar. Auch dieses Ergebnis könnte helfen, sicherere Linsentypen zu entwickeln, hoffen die Forscher. Ebenso scheinen Faktoren wie Rauchen, jüngeres Alter der Nutzer und unzureichende Handhygiene die Infektionswahrscheinlichkeit zu erhöhen.

Ophthalmology
Quelle: "Risk Factors for Microbial Keratitis with Contemporary Contact Lenses, A Case-Control Study", J. K. G. Dart et al.; Ophthalmology (im Druck)
"The Incidence of Contact Lens-Related Microbial Keratitis in Australia", Fiona Stapleton et al.; Ophthalmology (im Druck)


 

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