Anzahl der Wirbelstürme nimmt ab

Neue Studie sieht einen Abwärtstrend im Zuge der Erderwärmung. Doch ist dies kein Anlass für eine Entwarnung für betroffene Küstenbewohner.
Medicane - Ein Wirbelsturm über Griechenland
Medicane - Ein Wirbelsturm über Griechenland
© ESA
Ballarat (Australien) - Hurrikan, Taifun oder Zyklon – je nach Meeresregion tragen tropische Wirbelstürme andere Namen. Doch überall verursachen sie massive Schäden, sobald sie vom Meer auf bewohnte Küstengebiete treffen. Wie sich Anzahl und Stärke der gewaltigen Wirbel in Zeiten des Klimawandels verändern, wird unter Klimaforschenden nach wie vor intensiv und teils kontrovers diskutiert. Nun ermittelte eine internationale Arbeitsgruppe, dass zumindest die Anzahl der Wirbelstürme im Laufe des 20. Jahrhunderts abgenommen hat. In der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlichten sie ihre Analyse, die sowohl auf Satellitendaten als auch für die Zeit ab 1850 auf aufwendigen Simulationen beruht.

Seit den 1970er Jahren werden tropische Wirbelstürme mit Satelliten für die Erdbeobachtung immer genauer beobachtet und analysiert. Doch für die Jahrzehnte davor bis hin zu vorindustriellen Zeiträumen ab 1850 liegen solche Daten nicht vor. Daher griffen Savin S. Chand von der Federation University im australischen Ballarat und Kollegen aus den USA, Hong Kong und weiterer australischer Institute auf ältere verfügbare Daten wie Meerestemperaturen und Wetterbeobachtungen zurück. Mit komplexen Simulationen konnten sie aus diesen Datensätzen auf die wahrscheinliche Anzahl von Wirbelstürmen über Pazifik, Atlantik und dem Indischen Ozean zurückschließen.

Diese Analyse zeigte einen klaren, wenn auch überraschenden Trend für die Anzahl der Wirbelstürme. So nahm sie im Laufe des gesamten 20. Jahrhunderts und bis zum Jahr 2012 im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zwischen 1850 und 1900 um etwa 13 Prozent ab. Dieser Abwärtstrend war für die Jahrzehnte ab 1950 sogar mit einem Rückgang von 23 Prozent noch deutlicher ausgeprägt. Für diese Entwicklung machen die Forscher die meteorologischen Bedingungen in der Troposhäre verantwortlich, die die Bildung von Wirbelstürmen immer weniger unterstützten. So schwächten sich großräumige Zirkulationssysteme wie die Hadley- oder Walker-Zirkulation in tropischen Regionen um den Äquator ab. Damit verringerten sich Konvektionsbewegungen in den Tropenregionen und die Feuchtigkeit in der mittleren Troposphäre – beides sind Voraussetzungen für die Bildung von Wirbelstürmen.

Diese umfassende Untersuchung tropische Wirbelstürme legt nahe, dass deren Anzahl im Zuge der Erderwärmung auf mittlerweile knapp mehr als ein Grad tatsächlich abnehmen könnte. Allerdings ist dies kein Zeichen für eine Entwarnung. Denn parallel zeigen die vergangenen Jahrzehnte, dass der Anteil stärkere Wirbelstürme zunimmt. Zudem treffen die Stürme auf Küsten, die immer weiter vom Äquator entfernt sind – eine Verlagerung in Richtung der Pole. Dort sind Städte und Bewohner jedoch schlechter auf diese Extremwetterereignisse vorbereitet, so dass die durch Wirbelstürme verursachten Schäden trotz einer Abnahme ihrer Anzahl durchaus noch zunehmen könnten.

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