Alzheimer Demenz: Entsorgungsproblem im Gehirn
"Diese Ergebnisse können uns den Weg weisen zu besseren diagnostischen Tests und wirksamen Therapien. Die nächste Frage ist, was die verringerte Abbaurate verursacht", sagt Randall Bateman von der Washington University in St. Louis. An seiner Studie beteiligten sich 24 Testpersonen im Alter von durchschnittlich 74 Jahren. Bei der Hälfte davon wurde eine Alzheimer-Demenz im Frühstadium diagnostiziert, die anderen zeigten keine Anzeichen einer Demenz. Den Probanden wurde neun Stunden lang über eine Infusion die mit einem nicht-radioaktiven Isotop markierte Aminosäure Leucin verabreicht. Diese Aminosäure wird in alle neu gebildeten Proteine eingebaut und ist dann auch in dem Proteinspaltprodukt Beta-Amyloid enthalten. In stündlich entnommenen Proben von Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) ermittelten die Forscher mithilfe der Massenspektrometrie die pro Zeit gebildete Menge an markiertem Beta-Amyloid. Nach dem Absetzen der Leucin-Infusion ließ sich durch dieselbe Messmethode verfolgen, wie schnell die zuvor entstandenen Amyloide wieder abgebaut wurden.
Während die gemessenen Produktionsraten für Gesunde und Kranke gleich waren, erfolgte der Abbau bei den Kranken um 30 Prozent langsamer. Aufgrund dieses Messwertes schätzen die Forscher, dass es etwa zehn Jahre dauert, bis sich so viele Ablagerungen im Gehirn angesammelt haben, wie es für Alzheimer-Patienten typisch ist. Das bedeutet, dass nach einer frühen Diagnose genügend Zeit für therapeutische Maßnahmen zur Verfügung stünde, bevor Krankheitssymptome auftreten. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob eine Messung der Beta-Amyloid-Abbaurate auch mit Blutproben möglich ist.