Alte Gesellschaften - entspannte Gesellschaften

Dass in den westlichen Industrienationen die Alten zahlreicher sind als die Jungen, kann auch Vorteile haben
Stanford (USA) - Die meisten Menschen werden mit zunehmendem Alter entspannter und zufriedener. Dies hat jetzt ein amerikanisches Forscherteam durch eine Langzeitstudie belegen können. Aus ihren Ergebnissen, die sie in der Fachzeitschrift "Psychology and Aging" veröffentlicht haben, ziehen sie den Schluss, dass alte Gesellschaften auch einen Vorteil haben können: Gesellschaften mit abgeklärten und entspannten Menschen sind insgesamt freundlicher und müssen nicht ständig um etwas kämpfen.

"Wenn Menschen älter werden, sind sie gefühlsmäßig eher im Gleichgewicht und besser in der Lage, auch hochemotionale Probleme zu lösen", erklärt Laura Carstensen von der Stanford University. In der Zeit zwischen 1993 und 2005 verfolgten Carstensen und ihre Kollegen das Befinden von 180 Amerikanern im Alter zwischen 18 und 94. In Abständen von jeweils einigen Jahren wurden die Teilnehmer der Studie für eine Woche gebeten, ein Gerät bei sich zu tragen, mit dem sie angefunkt werden konnten. Wenn das Gerät piepte, sollten sie eine Reihe von Fragen zu ihrem augenblicklichen Befinden beantworten. Diese periodisch wiederkehrenden Fragen sollten erhellen, wie zufrieden, glücklich oder gut in seinem/ihrem Leben jemand eingerichtet war. Die Langzeitstudie sollte außerdem gewährleisten, dass das Wohlbefinden nicht nur auf sozial und wirtschaftlich günstige Umstände eines kleinen Zeitrahmens zurückzuführen sei.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es egal ist, wann man geboren wurde", sagt Carstensen, "im Allgemeinen werden Menschen glücklicher, wenn sie älter werden." Über die Jahre berichteten die älteren Befragten immer weniger negative Gefühle. Carstensen und ihre Kollegen führen das darauf zurück, dass im Alter das Bewusstsein zunimmt, wie endlich das Leben ist. Die älteren Menschen können ihre Fehler annehmen und können mit dem zufrieden sein, was sie erreicht haben. Demgegenüber sind junge Leute mir dem Bestehen von Prüfungen oder mit Rückschlägen bei der Karriereplanung konfrontiert, was dazu führt, dass sie häufiger gestresst und frustriert sind.

"Das alles bedeutet, dass wir mit dem Altern der Gesellschaft auch eine neue Ressource bekommen", schlussfolgert Carstensen. "Wenn Menschen mit dem Alter ausgeglichener werden, könnten ältere Gesellschaften auch weisere und freundlichere Gesellschaften sein."

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Laura Carstensen, Bülent Turan, Susanne Scheibe, Psychology and Aging, im Druck


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg