Milch für Teenager gesünder als Käse und Joghurt?

Bei hohem Milchkonsum sinkt das Risiko für Herz- und Stoffwechselkrankheiten – für andere aus Milch hergestellte Produkte gilt dieser Zusammenhang nicht
Zumindest für Jugendliche könnte Milch gesünder sein als andere Milchprodukte.
Zumindest für Jugendliche könnte Milch gesünder sein als andere Milchprodukte.
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Porto (Portugal) - Bei Erwachsenen sinkt mit steigendem Konsum von Milchprodukten das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. In einer Studie mit Jugendlichen dagegen kommen portugiesische Forscher jetzt zu einem anderen Ergebnis: Nur der Milchkonsum, nicht aber der Verzehr von Käse, Joghurt oder der Gesamtkonsum aller Milchprodukte war gekoppelt mit einem besseren Gesundheitsstatus. Gemessen wurden Blutfettwerte, Blutzucker, Insulinspiegel, Blutdruck, Körperfett und Ausdauerfitness. Für die Testpersonen, deren täglicher Milchkonsum über dem Durchschnitt lag, war das Risiko für eine Herz- oder Stoffwechselkrankheit nur halb so groß wie für die anderen. Noch gibt es keine Erklärung für diesen möglichen gesundheitsfördernden Effekt, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nutrition Research”.

„Unsere Ergebnisse sollten Anlass zu weiteren Forschungen sein, die den Effekt unterschiedlicher Milchprodukte auf das Risiko von Herzkrankheiten und Stoffwechselstörungen untersuchen“, erklären Sandra Abreu von der Universität von Porto und ihre Kollegen. Die Forscher hatten Daten von 494 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren ausgewertet, die auf den Azoren lebten. Mit Hilfe eines umfangreichen Fragenkatalogs ermittelten sie deren Ernährungsgewohnheiten im Zeitraum des vergangenen Jahres. Der durchschnittliche tägliche Konsum an sämtlichen Milchprodukten lag bei etwa 480 Gramm, für Milch waren es 260 Gramm. Bei der Milch wurde nicht zwischen Voll- und Magermilch unterschieden. Die statistische Auswertung berücksichtigte aber die unterschiedliche Fettaufnahme.

Aus zahlreichen diagnostischen Messungen bewerteten die Forscher für jede Testperson das Risiko für Herz- oder Stoffwechselkrankheiten. Dieses war bei jenen mit unterdurchschnittlichem Milchkonsum etwa doppelt so groß wie bei den anderen. Für den Verzehr von Käse, Joghurt oder sämtlichen Milchprodukten zusammen ergab sich kein statistisch relevanter Zusammenhang mit den Gesundheitsfaktoren. Da es sich um eine rückblickende Studie handelt, ist der Nachweis einer ursächlichen Beziehung nicht möglich. Die Ergebnisse weisen aber auf eine solche Möglichkeit hin. Es gäbe verschiedene Erklärungen dafür, warum Milch gesünder sein könnte als daraus hergestellte Produkte. So könnte die Milchverarbeitung relevante labile Inhaltsstoffe wie Vitamine und Enzyme zerstören. Außerdem werden bei der Käseproduktion bestimmte Bestandteile abgetrennt und Salz zugesetzt, dem Joghurt wird oft Zucker beigefügt.

Zu berücksichtigen sei zudem, so die Forscher, dass Menschen mit einem erhöhten Milchkonsum häufig einen insgesamt gesünderen Lebensstil haben. Auch in dieser Studie verzehrten die Jugendlichen mit der besten körperlichen Fitness mehr Milch und Milchprodukte als die übrigen. Größere Mengen dieser Lebensmittel konsumierten auch Kinder von Eltern höherer Bildungsstufe. Prospektive Langzeitstudien seien nötig, so die Autoren, um mögliche gesundheitsfördernde Effekte von Milch und den zugrunde liegenden Wirkmechanismus eindeutig nachzuweisen.

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