Längeres Leben: Nahrungszusatz statt Hungerdiät
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Glucosaminzusatz geeignet sein könnte, auch beim Menschen das Altern zu verzögern“, schreiben die Forscher um Michael Ristow von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Dabei seien im Gegensatz zu den meisten anderen möglicherweise lebensverlängernden Wirkstoffen keine schädlichen Nebenwirkungen zu erwarten. „Ich neige dazu, dieses Nahrungsergänzungsmittel zu empfehlen”, sagt Ristow. Der Amino-Zucker D-Glucosamin ist natürlicher Bestandteil des Gelenkknorpels. Die Einnahme des bereits seit vielen Jahren frei verkäuflichen Mittels soll der altersbedingten Arthrose vorbeugen. Allerdings haben die bisherigen Studien diese Wirksamkeit nicht eindeutig bestätigt.
Die Wissenschaftler untersuchten zunächst den Einfluss einer Nahrungsergänzung durch Glucosamin beim Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Der Zusatz zum Nährmedium hemmte die Abbaurate von Glukose und verlängerte die Lebensdauer der Tiere um fünf Prozent. Im Vergleich zu normal ernährten Würmern wurde verstärkt Protein abgebaut und das Ausmaß der Energieerzeugung in den Mitochondrien erhöhte sich. Dabei entstanden auch vermehrt reaktive Sauerstoffverbindungen, die üblicherweise als schädlich eingestuft werden. Doch die Zugabe von Antioxidantien, die diese Verbindungen neutralisieren, verstärkte nicht etwa die lebensverlängernde Wirkung, sondern verhinderte sie sogar.
Für ihre Experimente mit Mäusen setzten die Forscher hundert Wochen alte Tiere ein. Das entspricht beim Menschen einem Alter von 65 Jahren. Wurde dem Futter Glucosamin zugesetzt, verlängerte sich die Lebenszeit der Mäuse um zehn Prozent. Das entspräche acht zusätzlichen Lebensjahren beim Menschen. Die behandelten Tiere hatten geringere Blutzuckerspiegel – das heißt, auf den Menschen bezogen, das Diabetes-Risiko im Alter könnte sinken. Ob sich die Ergebnisse aber tatsächlich auf Menschen übertragen lassen, müssen entsprechende Langzeitstudien erst noch zeigen. Da Glucosamin auch das Krebswachstum hemmt, so die Autoren, könnte auch dieser Effekt dazu beitragen, das Leben zu verlängern.