Diabetes-Medikament verlängert das Leben

Eine Langzeitbehandlung mit Metformin beugt Alterserkrankungen bei Mäusen vor – ohne erkennbare Nebenwirkungen
Pillen statt Hungerdiät?
Pillen statt Hungerdiät?
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Baltimore (USA) - Eine dauerhaft kalorienreduzierte Kost verlängert das Leben von Würmern, Fliegen und Mäusen. Eine solche Diät beeinflusst Stoffwechselwege und die Aktivität von Genen so, dass sich weniger Alterserkrankungen entwickeln. Jetzt haben amerikanische Forscher bei Mäusen gezeigt, dass eine langfristige, regelmäßige Einnahme eines Medikaments eine ganz ähnliche lebensverlängernde Wirkung hat – auch wenn die Tiere ganz normale Futtermengen erhalten. Das Diabetesmittel Metformin sorgte für bessere Gesundheit im Alter und erhöhte die Lebensdauer um etwa fünf Prozent. Ob und in welcher Dosis das Medikament auch beim Menschen wirksam ist, müssen klinische Studien erst noch prüfen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Communications“.

„Die Fähigkeit von Metformin, oxidativen Stress und Entzündungen zu verringern, lassen vermuten, dass dies die Ursache für die positiven Wirkungen auf Gesundheit und Lebensspanne sein könnte“, erklären Rafael de Cabo vom National Institute on Aging in Baltimore und Kollegen. Sein Forscherteam untersuchte, wie sich eine Langzeitbehandlung mit Metformin auf das Leben männlicher Mäuse mittleren Alters auswirkt. Dazu wurde das Mittel in zwei Dosen eingesetzt, die sich um den Faktor 10 unterschieden. Für die mit der geringeren Dosis behandelten Tiere zeigten sich ähnliche Auswirkungen wie bei kalorienreduzierter Ernährung: Körperliche Leistungsfähigkeit und Regulation des Blutzuckerspiegels verbesserten sich und der LDH-Cholesterinspiegel sank. Genetische Tests ergaben außerdem einen verbesserten Schutz vor aggressiven Sauerstoffverbindungen, wodurch sich oxidative Zellschäden und chronische Entzündungen im Alter verringerten. Während diese Tiere eine um fünf Prozent verlängerte Lebensdauer hatten, verkürzte sich diese bei höherer Dosierung um 14,4 Prozent. Todesursache in diesen Fällen war wahrscheinlich Nierenversagen. Schädliche Nebenwirkungen der gering dosierten Metformin-Einnahme konnten die Forscher nicht feststellen.

Für zukünftige klinische Studien wäre es zunächst nötig, eine für Menschen wirksame und unschädliche Dosis des Medikaments zu ermitteln. Der in den Tierversuchen mit der niedrigen Dosis erreichte Blutspiegel an Metformin lag immer noch etwa zehnmal höher als der, der sich bei der üblichen Behandlung von Diabetespatienten einstellt. Vor einem möglichen Einsatz zur vorbeugenden Behandlung von Alterserkrankungen sollte auch der genaue Wirkmechanismus aufgeklärt werden, schreiben die Autoren. Auf noch unbekannte Weise verändert Metformin offenbar unter anderem den Energiestoffwechsel so, dass weniger zellschädigende freie Radikale entstehen, mehr Fett abgebaut wird, mehr Kalorien als Wärme wieder abgegeben werden und das Körpergewicht weniger stark zunimmt.

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