Bestätigt: Chronische Zahninfektion fördert Arteriosklerose

Prospektive Studie zeigt erstmals, dass die erfolgreiche Behandlung einer Parodontitis das Fortschreiten einer Arterienverkalkung aufhält
Bei einer Parodontitis bilden sich tiefe Zahnfleischtaschen, in denen sich die Krankheitserreger vermehren.
Bei einer Parodontitis bilden sich tiefe Zahnfleischtaschen, in denen sich die Krankheitserreger vermehren.
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New York (USA) - Eine Parodontitis wird durch Bakterien verursacht, die Zahnfleisch, Zähne und Kieferknochen angreifen. Betroffene Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt. Amerikanische Mediziner haben jetzt erstmals einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verlauf von Parodontitis und Arteriosklerose nachgewiesen. Bei erfolgreicher Behandlung der Zahnerkrankung verlangsamte sich in drei Jahren auch die Arterienverkalkung, schreiben die Forscher im „Journal of the American Heart Association”. Es sei daher wichtig, Zahnbettinfektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. So lasse sich verhindern, dass sich Entzündungen im ganzen Körper ausbreiten und die Blutgefäße schädigen.

„Das ist der bisher deutlichste Nachweis dafür, dass eine Veränderung des Bakterienspektrums im Zahnbereich das Fortschreiten von Parodontitis und Arteriosklerose gleichzeitig verlangsamen kann“, sagt Moïse Desvarieux von der Columbia University in New York. Die chronische Infektion durch bestimmte Mundbakterien, die den sogenannten Zahnhalteapparat infizieren, löst anhaltende Entzündungsreaktionen aus. Diese bleiben aber nicht auf den Mundbereich beschränkt, sondern machen sich auch in den Blutgefäßen bemerkbar – unter anderem dadurch, dass Mundbakterien immer wieder in den Blutkreislauf eindringen. Das verursacht Abwehrreaktionen, die Verkalkungen der Blutgefäße begünstigen.

An der Studie nahmen 420 Männer und Frauen im Alter von durchschnittlich 68 Jahren teil, die wegen einer Parodontitis behandelt wurden. In einem Zeitraum von drei Jahren entnahmen die Forscher insgesamt 5.008 Proben aus Zahnfleischtaschen. Diese analysierten sie mit Hilfe von DNA-Tests auf das Vorkommen von elf Bakterienarten, die an der Entstehung der Zahnerkrankung beteiligt sind. Ultraschallmessungen beider Halsschlagadern jedes Probanden gaben Auskunft über Veränderungen der Wanddicke dieser Blutgefäße und damit über das Ausmaß der Arteriosklerose. Andere mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht, Körpergewicht, Blutdruck, Cholesterinspiegel, Diabetes und Tabakkonsum wurden bei der statistischen Auswertung der Daten berücksichtigt.

Verbesserten sich im Untersuchungszeitraum die Krankheitssymptome im Mund, dann verengten sich auch die Halsschlagadern weniger als bei denjenigen, deren Zahnerkrankung weiter fortschritt. Bis zu 0,1 Millimeter betrug der Unterschied in der Wandverdickung zwischen den Patienten mit großem und geringem Therapieerfolg ihrer Parodontitis. Aus anderen Studien ist bekannt, dass eine Verkalkung der Blutgefäße in diesem Ausmaß das Risiko eines Herzinfarkts um das 2,3-Fache erhöht. Daher seien die Ergebnisse der Ultraschallmessungen klinisch relevant, sagt Tatjana Rundek, ein Mitglied des Forscherteams. Schon geringfügige Veränderungen im Schweregrad der Parodontitis wirkten sich entsprechend positiv oder negativ auf die Verkalkung der Blutgefäße aus. Die Forscher wollen ihre Studie weiterführen, um zu prüfen, ob sich bei erfolgreicher Behandlung der Parodontitis auch das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls der Testpersonen verringert.

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