Wer hat denn da gewohnt?
"Die Dokumentation durch Fossilfunde ist überall lückenhaft, doch in der Antarktis ist sie extrem lückenhaft, weil es inmitten all des Eises schwierig ist, offenes Gestein zu finden", erläutert Christian Sidor von der University of Washington in Seattle die besondere Schwierigkeit, anhand von Fossilien das frühe antarktische Leben zu rekonstruieren. Gefunden wurden die von Sidor und seinen Kollegen untersuchten Abgüsse bereits vor einigen Jahren an zwei unterschiedlichen Stellen an der Außenkante der Antarktis. Entstanden sind sie vermutlich vor etwa 245 Millionen Jahren, als der feine Sand eines über die Ufer tretenden Flusses in die Erdbauten hineinströmte, sie ausfüllte und aushärtete.
Der größte Abdruck ist etwa 35 Zentimeter lang, 15 Zentimeter breit und 8,5 Zentimeter tief. "Wir haben gute Anhaltspunkte, dass diese Höhlen eher von landlebenden Tieren als von Krebsen hergestellt worden sind", sagt Sidor, der auch Kurator am Burke Museum of National History and Culture ist. So sind die Höhlenabdrücke aus der Antarktis beinahe identisch mit Fossilfunden aus Afrika, von denen manche auch Knochen enthalten, die eindeutig Landwirbeltieren zuzuordnen sind. Außerdem lässt die relativ kleine Größe der Erdbauten Sidor und seine Kollegen vermuten, dass die ehemaligen Bewohner entweder kleine, eidechsenähnliche Saurier, so genannte Procolophoniden, waren oder einem unmittelbaren Vorfahren der frühen Säuger zuzuordnen sind, dem so genannten Thrinaxodon.
Bisherige antarktische Fossilfunde früher Tetrapoden stammen aus späteren Abschnitten der Trias. Die fossilen Höhlenabgüsse sind jedoch mindestens 15 Millionen Jahre älter und datieren somit das Vorkommen der ersten Landwirbeltiere in der Antarktis in die frühe Trias zurück. Die Forscher vermuten, dass die unterirdischen Bauten trotz des damaligen relativ moderaten Klimas einen wichtigen Unterschlupf für die frühen Antarktisbewohner darstellten und ihnen Schutz vor Wind und Wetter boten.