Uncool: Nerd-Image in der IT-Branche hält sich hartnäckig - und schreckt Frauen ab

Dass Frauen in der IT-Branche unterrepräsentiert sind, könnte nach Forschermeinung daran liegen, dass Computer-Spezialisten noch immer ein Sonderling-Image anhaftet
Ein dunkler Raum, in dem nur Computer, Tastatur und Maus leuchten, vielleicht noch eine Tasse schwarzen Kaffee neben sich - so stellt man sich die Welt der Nerds vor. Kaum eine Frau will so leben.
Ein dunkler Raum, in dem nur Computer, Tastatur und Maus leuchten, vielleicht noch eine Tasse schwarzen Kaffee neben sich - so stellt man sich die Welt der Nerds vor. Kaum eine Frau will so leben.
© aboutpixel.de / Janine Blank
Urbana-Champaign (USA) - Wer sich gut mit Computern auskennt, muss in der westlichen Gesellschaft aufpassen, nicht als Sonderling zu gelten. Denn das Klischee aus frühen Computerzeiten ist noch höchst lebendig, zeigt jetzt eine amerikanische Forscherin nach ihrer Medienanalyse. Besonders, wenn jemand obendrein eine Brille trägt, auf modische Kleidung verzichtet oder die Abende nicht in Bars oder Discos verbringt, gilt er schnell als "Nerd", als Kauz, der nichts als Bits und Bytes im Kopf hat. Als so eine Type wollen Frauen unter gar keinen Umständen gelten. Das, so vermutet die Forscherin, könnte ein Grund dafür sein, warum Frauen in der IT-Branche immer noch relativ selten sind. Im Umkehrschluss gelten Menschen, die nicht dem Klischee entsprechen, als wenig computer-kompetent - etwa Frauen oder nicht-weiße Männer.

"Vor zehn Jahren habe ich gedacht, das Nerd-Stereotyp würde von allein aussterben, wenn immer mehr Menschen in ihrem Alltag Computer verwendeten", sagt Lori Kendall von der University of Illinois at Urbana-Champaign. "Ich dachte: 'Wenn wir erstmal alle einen Computer benutzen, sind wir alle Nerds.' Nun, das hat sich nicht als wahr erwiesen." Kendall analysierte, wie und wo heute noch in den US-Medien auf Computer-Nerds Bezug genommen wird. Dabei stellte sie fest, dass das Nerd-Image in Filmen, TV-Shows und der Werbung immer noch sehr lebendig ist. Der typische Nerd ist demnach weiß und männlich; Frauen und Schwarze werden kaum als Nerds angesehen. "Die Folge dieser Stereotypisierung ist, dass wir denken, dass Leute, die etwas von Computern verstehen, weiß und männlich sein müssen", sagt Kendall. "Und das hat Einfluss darauf, wie Frauen oder Angehörige ethnischer Minderheiten angesehen werden, wenn sie in einen Beruf mit starkem Computer-Bezug gehen."

Solange jemand nur als computerbegeistert oder internetaffin gelte, sei alles noch im grünen Bereich, so die Forscherin. Die Zuschreibung "Nerd" dagegen sei immer negativ gemeint und das Nerd-Image sei, wenn es einem erst einmal anhafte, kaum mehr loszuwerden. In diesen Ruf wollen besonders Frauen unter keinen Umständen geraten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "'White and Nerdy': Computers, Race. and the Nerd Stereotype", Lori Kendall, unveröffentlichtes Manuskript unter https://www.ideals.uiuc.edu/bitstream/handle/2142/1792/whiteandnerdyfinal.rtf.pdf?sequence=6


 

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