Smartphone aus elektronischem Papier funktioniert durch Verbiegen
![Der Prototyp des Paperphone reagiert dank Biegesensoren auf Knicken der Ecke. Ein Videofilm findet sich ebenfalls im Netz: [www.youtube.com/watch?v=Rl-qygUEE2c]](/onTEAM/fotos/221304681527.jpg)
"Dies ist die Zukunft. Innerhalb von fünf Jahren wird alles so aussehen und sich so anfühlen. Das papierlose Büro ist da", erklärt Roel Vertegaal, Leiter des "Human Media Lab" der kanadischen Queen's University. "Dieser Computer funktioniert wie ein kleines Blatt interaktiven Papiers. Man interagiert mit ihm, indem man es zu einem Mobiltelefon formt, die Ecke biegt, um Seiten umzublättern, oder mit einem Stift darauf schreibt." Ebenso wie heutige Smartphones dient der Prototyp neben dem Telefonieren auch zum Musikabspielen, Bücherlesen oder ähnlichen Anwendungen. Er besteht vor allem aus einem elektrophoretischen Dünnfilmdisplay von 9,5 Zentimetern Diagonale, das mit bislang noch schwarz-weißer elektronischer Tinte, sogenannter "E-Ink", arbeitet. In seine Rückseite eingebettet sind die flexible Bildschirmtechnik und fünf Sensoren, die das Biegen an verschiedenen Achsen erkennen können. In einem flachen Kunststoffstreifen an der linken Seite, der auch als Handgriff fürs Display dient, sitzt weitere Technik.
Zwtl: Bedienung erweist sich als intuitiv
Vertegaals Team ist nicht das erste und einzige, das sich mit flexiblen E-Paper-Displays beschäftigt. Doch gemeinsam mit Forschern der Arizona State University präsentieren sie auch gleich eine Studie zum Umgang mit der neuen Technik. "Flexible Displays erlauben interaktive Nutzung, die der mit Papierdokumenten ähnelt", schreiben die Forscher. Mithilfe von zehn Probanden hatten sie für zwanzig typische Aktionen in fünf Anwendungen - etwa das Annehmen eines Anrufs oder Umblättern einer Seite - intuitive Biege-Gesten gesammelt. Aus insgesamt 87 filterten sie die sechs Häufigsten heraus. Diese stellten sich auch als am einfachsten und am wenigsten anstrengend heraus: das Biegen der rechten Kante, der oberen sowie der unteren Ecke, jeweils nach vorne oder hinten. Wenn es dabei um Richtungen ging, etwa um das Vor- und Zurückblättern, waren die Probanden einig, dass das nach Vorne biegen nach links und das nach Hinten biegen nach rechts führen sollte.
Der Einsatz des flexiblen E-Papiers ist zunächst in Mobiltelefonen zu erwarten, so die Forscher, weil die Geräte naturgemäß mit den zunächst nur kleinen Bildschirmen auskommen. Zudem kommen das niedrige Gewicht wie auch die Flexibilität dem mobilen Einsatz entgegen. Künftige Versionen ließen sich aber auch im Büro nutzen, sodass man dann auf Papier und Drucker verzichten könne, erklärt Vertegaal: "Alles kann digital gespeichert werden und man kann diese Computer übereinander legen wie einen Stapel Papier, oder sie auf dem Schreibtisch herumwerfen."