Schwer totzukriegen: Ammoniten trotzten Massensterben überraschend effektiv

Schon nach einer Million Jahren hatten sich die zähen Weichtiere von einer der größten evolutionären Herausforderung der Erdgeschichte mehr als nur erholt
Künstlerische Rekontruktion der äußerst widerstandsfähigen Ammoniten
Künstlerische Rekontruktion der äußerst widerstandsfähigen Ammoniten
© Heinrich Harder (1858-1935)
Dijon (Frankreich) - Nach einem der größten Massensterben der Erdgeschichte vor rund 250 Millionen Jahren konnten sich Ammoniten, eine Gruppe in den Meeren lebender Weichtiere, erstaunlich rasch von der Katastrophe erholen. Wie schnell die Kopffüßer nach dem Ereignis an der Grenze zwischen Perm und Trias sogar eine größere Vielfalt als zuvor erreichten, verdeutlicht jetzt eine Analyse französischer und Schweizer Forscher. Das gelang den Ammoniten bereits nach etwa einer Million Jahren, während die meisten anderen Tiergruppen das Massensterben erst nach rund fünf Millionen Jahren halbwegs verkraftet hatten, berichten die Paläontologen im Fachblatt "Science". Auch wenn Ammoniten mittlerweile - seit der Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa vor 65 Millionen Jahren - ausgestorben sind, haben sie die massiven Massensterbeereignisse davor bemerkenswert schnell und gut verkraftet.

"Für gewöhnlich wird angenommen, dass das Massensterben am Ende des Perms ökologische Gemeinschaften so tiefgreifend beeinflusst hat, dass sich die Erholung des Lebens nach der Krise über die gesamte frühe Trias, also etwa fünf Millionen Jahre, erstreckt hat, wenn nicht sogar länger", erläutern Arnaud Brayard von der Universitéde Bourgogne in Dijon und Kollegen. Um dieses Szenario zu überprüfen, konstruierten die Paläontologen ein globales Daten-Set diverser Arten vom späten Karbon (vor zirka 307 Millionen Jahren) bis in die späte Trias (vor zirka 201 Millionen Jahren). Die Analysen belegen: Im Gegensatz zu Muscheln und anderen am Boden lebenden Weichtieren haben sich die im freien Wasser lebenden Ammoniten weit schneller erholt: Bereits in den ersten Millionen Jahren vergrößerte sich die Zahl ihrer Arten explosionsartig und die Ammoniten hatten eine größere Vielfalt erreicht als vor der Katastrophe.

Was die exakte Ursache dafür war, dass vor rund 250 Millionen Jahren mehr als 80 Prozent der Meereslebewesen von der Bildfläche verschwanden, ist bis heute nicht eindeutig bis ins Detail geklärt. Experten vermuten, dass es toxisches Wasser war, welches einen Großteil der Organismen dezimierte. Ob der unmittelbare Grund aber eher zu hohe Kohlendioxidkonzentrationen oder extrem sauerstoffarmes Wasser mit hohem Schwefelwasserstoffanteil waren, ist unklar. Auch, was genau den Umschwung auslöste, welche geologischen Veränderungen daran beteiligt waren, bleibt Punkt für Spekulationen.

Ammoniten meisterten die Katastrophe in jedem Fall besser als die meisten anderen Lebewesen im Meer. Ob sie besonders gut mit sauerstoffarmen Bedingungen zurechtkamen oder sich die Lebensumstände in der freien Wassersäule nicht so extrem veränderten wie am Meeresboden, bleibt allerdings noch zu klären. "Erholungen zeigen offensichtlich umwelt- und stammesspezifische Dynamiken", schreiben die Paläontologen. "Nichtsdestotrotz legen unsere Ergebnisse nahe, dass die Zeitspanne der Erholung nach der Perm-Trias-Grenze wahrscheinlich überschätzt wird - mindestens für einige marine Gruppen."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Good Genes and Good Luck: Ammonoid Diversity and the End-Permian Mass Extinction", A. Brayard, G. Escarguel et al.; Science (Vol. 325, S. 1118)


 

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