Schach in Novgorod vor 600 Jahren

Der Fund eines Schach-Königs in Novgorod verweist auf die Beliebtheit des Spiels in der alten russischen Stadtrepublik, obwohl die Kirche es bereits im 13. Jahrhundert verboten hatte
Schach ist auch heute noch eine Leidenschaft der Russen. Hier ein Ausschnitt aus der Partie Bogoljubov – Alechin 1922 (Nach dem 31. Zug von Bogoljubov (Weiß))
Schach ist auch heute noch eine Leidenschaft der Russen. Hier ein Ausschnitt aus der Partie Bogoljubov – Alechin 1922 (Nach dem 31. Zug von Bogoljubov (Weiß))
© Doris Marszk
Molskau (Russland) - Zu den Leidenschaften, die sich der Mensch kaum verbieten lässt, gehört das Spiel. Besonders die Kirchen versuchten immer wieder, die Menschen vom Spiel fern zu halten. Dass diese Bemühungen immer wieder wenig erfolgreich waren, zeigt der Fund einer 600 Jahre alten Schachfigur in Novgorod. Die Figur, vermutlich aus Wacholder geschnitzt, stellte offenbar den König dar. Sie wurde ausgerechnet in der Nähe der alten Residenz des Novgoroder Erzbischofs gefunden.

"Dass die fein geschnitzte Figur in der Nähe der Residenz eines Geistlichen gefunden wurde, zeugt davon, dass dieses Spiel trotz des Verbots sehr populär war", erklärt Elena Rybina von der Moskauer Staatlichen Universität (MGU). "Wie aus den Chroniken hervorgeht, ist das Spiel in Novgorod seit 1280 bekannt. In einer Grabungsschicht aus dem 13. Jahrhundert wurden bereits früher 13 Figuren gefunden und 46 aus dem 14. Jahrhundert. Das Spiel war über Indien und Arabien nach Novgorod gekommen. Dies belegen die Kegelformen der Figuren, die in Arabien üblich waren. Die in Europa üblichen Spielfiguren haben dagegen deutlich menschen- oder tierähnliche Züge."

Die russisch-orthodoxe Kirche verbot Schach, obwohl es kein Glücksspiel war, bereits im Jahre 1286. Die jetzt gefundene Figur aus dem 15. Jahrhundert zeugt davon, dass das Schachspiel sich trotz - oder wegen? - des Verbots über die Jahrhunderte einer ungebrochenen Beliebtheit erfreute. Novgorod war im Mittelalter eine Stadtrepublik mit weit reichenden Handelsbeziehungen. Die Hanse unterhielt hier eines ihrer Kontore. Vermutlich waren es vor allem Kaufleute, die sich mit dem Schachspiel die Zeit vertrieben, wenn sie ihre Tagesgeschäfte erledigt hatten. Bis heute gehört Russland zu den führenden Schachspiel-Nationen der Welt.

www.smi2.ru / www.vesti.ru / Eigene Recherche
Quelle: www.smi2.ru / www.vesti.ru / Eigene Recherche


 

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