Neu entdeckte Mosaiken zeigen Szenen aus populären antiken Romantikkomödien

Steinbilder helfen beim Rekonstruieren verschollener Bühnenstücke des berühmtesten Komödienautors der antiken Welt
Cincinnati (USA)/ Antakya (Türkei) - Der berühmteste Komödienautor der Antike, gewissermaßen der Billy Wilder seiner Zeit, war Menander (ca. 342 bis ca. 290 vor Christus). Leider sind seine Stücke zumeist verloren gegangen. Doch jetzt wurden in der Türkei vier Mosaiken gefunden, die eine amerikanische Forscherin als Szene-Abbildungen zu Menander-Stücken identifizieren konnte. Auf der Jahrestagung der American Philological Association vom 6. bis 9. Januar 2011 wird sie ihre Erkenntnisse vorstellen.

"Menander ist in der modernen Welt nicht sehr bekannt, obgleich er in der Antike außerordentlich berühmt war", erklärt Kathryn Gutzwiller von der University of Cincinnati, "ich würde ihn als den Erfinder oder den populärsten Autor romantischer Komödien beschreiben. Unglücklicherweise sind seine Manuskripte im Laufe der Jahrhunderte vollständig verloren gegangen. Im 20. Jahrhundert konnten jedoch einige seiner Stücke aus Papyri, die in Ägypten gefunden wurden, rekonstruiert werden."

Kürzlich entdeckte nun Omer Çelik vom Archäologischen Hatay-Museum in Antakya bei Grabungen vier Mosaiken, die er zur genaueren Bestimmung an Gutzwiller in die USA schickte. "Das neue Material gibt uns bedeutsame Informationen", sagt Gutzwiller. "Von den vier dargestellten Szenen stammen drei aus Stücken, die mehr oder weniger verloren sind. Eines stellt eine Szene aus einem Stück dar, das im Wesentlichen wiederhergestellt ist." Die Mosaiken, die in Antakya - dem ehemaligen Antiochia - gefunden wurden und aus dem dritten Jahrhundert unserer Zeit stammen, stellen Szenen dar aus: "Frauen beim Mittag" ("Synaristosai"), "Die Geschorene" ("Perikeiromene"), "Schwestern, die Brüder lieben" ("Philadelphoi") und "Das besessene Mädchen" ("Theophoroumene").

Menanders Kunst lag weniger in der Dramaturgie seiner Stücke - diese ist sogar eher stereotyp - als in der feinen Zeichnung der Charaktere, seinem Humor und der lebendigen Sprache des attischen Griechisch. Er wurde später von Plautus (ca. 250 bis 184 vor Christus) und noch mehr von Terenz (um 190 bis 159 vor Christus) nachgeahmt, was auch von den Zeitgenossen bemerkt wurde, so dass man auch hier einen Eindruck von Menanders Stücken gewinnen kann.

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Quelle: Kathryn Gutzwiller, Annual Meeting American Philological Association, http://apaclassics.org/index.php/annual_meeting/


 

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