Naukratis - eine frühe griechische Handelsstadt im alten Ägypten

Lange vor der griechisch geprägten Herrschaft im alten Ägypten gab es eine griechische Stadt in Ägypten, die blühenden Handel trieb - offenbar dank einer politischen Abmachung
Plan der Stadt Naukratis
Plan der Stadt Naukratis
© Wikipedia / Public Domain
Tel Aviv (Israel) - Schon im 7. Jahrhundert vor unserer Zeit siedelten Griechen im Nildelta und gründeten dort eine Handelsstadt, die sich in friedlicher Koexistenz mit den Ägyptern befand: Naukratis. Ein israelischer Forscher brachte jetzt Licht in die Geschichte um die Stadt. Ihm zufolge waren einige Griechen, die sich in Naukratis niederließen, aus Krieg führenden griechischen Stadtstaaten ausgewandert. Als Bewohner der neuen Stadt zahlten sie Tribut an die in der heutigen Türkei ansässigen Lyder, die eine formelle Allianz mit den Ägyptern unterhielten. Die Lyder, so zeigte der Forscher kürzlich auf der Tagung "Cultural Contexts in Antiquity" in Innsbruck, garantierten ihnen dafür Sicherheit, so dass sich aus Naukratis ein florierender Handelsplatz entwickeln konnte.

"Naukratis war aus zwei Gründen bemerkenswert", erklärte Alexander Fantalkin von der Universität Tel Aviv, "zum einen, weil das ägyptische Reich den Griechen erlaubte, lukrativen und mit Privilegien ausgestatteten Handel im Nildelta zu treiben. Zum anderen, weil die Griechen, die aus verschiedenen Gegenden Griechenlands hierher gekommen waren, hier so etwas wie eine nationale griechische Identität entwickelten."

Wie dieses Arrangement zwischen Griechen und Ägyptern zustande gekommen ist, darüber haben Wissenschaftler viel gerätselt. Fantalkins These ist, dass die Griechen im östlichen Griechenland von den Lydern in Kleinasien bedrängt wurden. Eine Gruppe griechischer Händler war so geschäftstüchtig, daraus Kapital zu schlagen: Sie traten in Verbindung zu den Lydern und erklärten ihre Bereitschaft, Tribut zu leisten, wenn die Lyder ihnen bei deren Verbündetem Ägypten Rechte und Freiheiten garantierten, gewissermaßen als Repräsentanten des lydischen Reiches. "Dies war also keine freie Siedlung von griechischen Kaufleuten, wie man bisher dachte, sondern eine organisierte Bewegung zugunsten eines bedeutenderen Reiches."

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Quelle: "Naukratis as a Contact Zone: Revealing the Lydian Connection", Alexander Fantalkin; in: "Die komplexe Welt der Kulturkontakte. 'Kontaktzone' und 'Rezeptivität' als Mittel für ihre Beschreibung und Analyse", R. Rollinger & K. Schnegg, Hrsg. (Colloquia Antiqua 4), Peeters Publishers, im Druck


 

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