Marmor vor Eroberung und Plünderung gerettet und nie wieder abgeholt
"Wir haben einen Fund gemacht, wie wir ihn aus der Zeit der Kreuzzüge im Königreich Jerusalem, dessen Hauptstadt Akko war, bisher nicht erlebt haben", erklärt Edna Stern von der Israel Antiquities Authority. "Während der Grabungen in der Nähe der alten Stadtmauer stießen wir auf einen Keller, der durch zusammengestürzte Steine und verkohlte Balken versiegelt war. Unter dem Fußboden des Kellers entdeckten wir einen Schatz von etwa 350 marmornen Gegenständen, darunter zwei zerbrochene Marmorgrabplatten mit lateinischen Inschriften sowie marmorne Fliesen und Kacheln in verschiedenen Größen und Farben. Der Marmor ist von hoher Qualität und war offenbar aus dem Ausland importiert worden."
Akko hatte im Laufe des Mittelalters eine wechselvolle Geschichte erlebt. Im frühen 12. Jahrhundert kam Akko unter die Herrschaft der Kreuzritter. Kurzzeitig wurde sie dann Ende des 12. Jahrhunderts von Sultan Saladin wieder zurückerobert. Nach langer Belagerung durch die Kreuzritter fiel die Stadt 1191 schließlich wieder an die Kreuzritter. Da aber Jerusalem in den Händen Saladins verblieb, wurde Akko nun für die Kreuzritter zur Hauptstadt des verbliebenen Königreichs Jerusalem. Kaufleute aus Lübeck und Bremen gründeten in Akko den Deutschen Orden. Für 100 Jahre blieb Akko der Stützpunkt der Kreuzritter. Als der ägyptische Mamelucken-Sultan al-Mailik al-Asraf Chalil am 18. Mai 1291 die Festung von Akko eroberte, waren die Kreuzzüge gescheitert.
Wem der Marmorschatz einst gehört hat, ist unklar. "Aber nach den Einstürzen über dem Kellerfußboden und damit über dem Marmorschatz zu urteilen, wurde das Gebäude, das auf dem Keller stand, 1291 zerstört, als Akko von den Mamelucken erobert wurde", erklärt Edna Stern. Der Eigentümer ist nie zurückgekommen, um seine Marmorplatten, -fliesen und -kacheln abzuholen.