Marmor vor Eroberung und Plünderung gerettet und nie wieder abgeholt

Eine Ansammlung von kostbaren Marmorplatten aus der Zeit der Kreuzzüge haben Forscher in Akko gefunden. Ihr Eigentümer hatte sie vermutlich vor der Eroberung durch die Mamelucken schützen wollen und sie vergraben
Zu dem Marmorschatz gehören auch zwei Grabplatten mit lateinischen Inschriften.
Zu dem Marmorschatz gehören auch zwei Grabplatten mit lateinischen Inschriften.
© Howard Smithline / Israel Antiquities Authority
Jerusalem (Israel) - Was ist noch wichtig, wenn eine fremde Macht die Stadt, in der man lebt, oder das eigene Haus bedroht? Manche Menschen versuchen, ihre materiellen Güter zu retten. So auch jener Mann, der die drohende Gefahr für die Hafenstadt Akko an der Levante und für sein Anwesen spürte und im 13. Jahrhundert etwa 350 Marmorplatten und -gegenstände zu retten versuchte, indem er sie vergrub: vor den Mamelucken, ursprünglichen Militärsklaven aus Ägypten, die gegen die Kreuzfahrer anrückten. Der Mann hat seinen Marmorschatz nie wieder gesehen. Erst jetzt entdeckte ihn ein israelisches Archäologenteam.

"Wir haben einen Fund gemacht, wie wir ihn aus der Zeit der Kreuzzüge im Königreich Jerusalem, dessen Hauptstadt Akko war, bisher nicht erlebt haben", erklärt Edna Stern von der Israel Antiquities Authority. "Während der Grabungen in der Nähe der alten Stadtmauer stießen wir auf einen Keller, der durch zusammengestürzte Steine und verkohlte Balken versiegelt war. Unter dem Fußboden des Kellers entdeckten wir einen Schatz von etwa 350 marmornen Gegenständen, darunter zwei zerbrochene Marmorgrabplatten mit lateinischen Inschriften sowie marmorne Fliesen und Kacheln in verschiedenen Größen und Farben. Der Marmor ist von hoher Qualität und war offenbar aus dem Ausland importiert worden."

Akko hatte im Laufe des Mittelalters eine wechselvolle Geschichte erlebt. Im frühen 12. Jahrhundert kam Akko unter die Herrschaft der Kreuzritter. Kurzzeitig wurde sie dann Ende des 12. Jahrhunderts von Sultan Saladin wieder zurückerobert. Nach langer Belagerung durch die Kreuzritter fiel die Stadt 1191 schließlich wieder an die Kreuzritter. Da aber Jerusalem in den Händen Saladins verblieb, wurde Akko nun für die Kreuzritter zur Hauptstadt des verbliebenen Königreichs Jerusalem. Kaufleute aus Lübeck und Bremen gründeten in Akko den Deutschen Orden. Für 100 Jahre blieb Akko der Stützpunkt der Kreuzritter. Als der ägyptische Mamelucken-Sultan al-Mailik al-Asraf Chalil am 18. Mai 1291 die Festung von Akko eroberte, waren die Kreuzzüge gescheitert.

Wem der Marmorschatz einst gehört hat, ist unklar. "Aber nach den Einstürzen über dem Kellerfußboden und damit über dem Marmorschatz zu urteilen, wurde das Gebäude, das auf dem Keller stand, 1291 zerstört, als Akko von den Mamelucken erobert wurde", erklärt Edna Stern. Der Eigentümer ist nie zurückgekommen, um seine Marmorplatten, -fliesen und -kacheln abzuholen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Israel Antiquities Authority


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg